Konflikt Russland feuert Raketen auf Ukraine - Alle Informationen zum Angriff im Überblick
Update · Mehrere ukrainische Städte stehen unter russischem Beschuss. Die russischen Truppen sollen mit den belarussischen vereint werden. Russland hat sich zu den Angriffen offiziell bekannt. Lambrecht will Verteidigung der Ukraine stärken. Luftalarm in Kiew wurde aufgehoben.
Update 15.15 Uhr: Hilfsorganisation stoppt Einsätze in der Ukraine nach Angriffen
Nach den russischen Raketenangriffen auf Kiew und andere ukrainische Großstädte stoppt eine führende Hilfsorganisation ihre dortigen Einsätze bis auf Weiteres. Der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) habe Mitarbeiter in mehreren der Städte, die am Montagmorgen angegriffen worden seien, teilte NRC-Generalsekretär Jan Egeland mit. Man stelle die Einsätze solange ein, bis es sicher sei, sie fortzusetzen.
Man könne gefährdeten Menschen nicht helfen, „wenn sich unsere Helfer vor einem Bombenhagel verstecken und wiederholte Angriffe fürchten“, erklärte Egeland. Zivilisten zu schützen und sie sicher mit humanitären Hilfsgütern erreichen zu können, sei das vorrangige Anliegen des NRC. Egeland forderte alle Kriegsparteien auf, dies möglich zu machen. „Wieder einmal zahlen gewöhnliche Leute den höchsten Preis für diesen Krieg. Die Konfliktparteien sollten keine Erinnerung daran benötigen, dass Zivilisten und zivile Infrastruktur niemals ein Ziel sein sollten“, so Egeland.
Update 14.15 Uhr: Stoltenberg verurteilt Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die russischen Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine verurteilt. Diese seien „entsetzlich“ und „rücksichtslos“, schrieb Stoltenberg am Montag nach einem Gespräch mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. Die Nato werde das tapfere ukrainische Volk weiterhin unterstützen, sich gegen die Aggression des Kremls zu wehren, so lange es nötig sei, so Stoltenberg weiter.
Russland hat am Montag mehr als 80 Raketen auf die Hauptstadt Kiew und zahlreiche andere Städte in der Ukraine gefeuert. Kremlchef Wladimir Putin nannte den Angriff eine Reaktion auf die „Terroranschläge“ gegen russisches Gebiet.
Update 14.03 Uhr: Baerbock: Tun alles für schnelle Stärkung der ukrainischen Luftabwehr
Nach den russischen Raketenangriffen auf ukrainische Großstädte hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock Kiew schnelle Hilfe bei der Luftverteidigung versprochen. „Wir tun alles, um die ukrainische Luftverteidigung schnell zu verstärken“, schrieb die Grünen-Politikerin am Montag auf Twitter. Sie sprach mit Blick auf das russische Raketenfeuer von Menschen in Todesangst im Kiewer Morgenverkehr und einem Einschlagskrater neben einem Spielplatz und sagte: „Es ist niederträchtig und durch nichts zu rechtfertigen, dass Putin Großstädte und Zivilisten mit Raketen beschießt.“
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte zuvor ihre vor eineinhalb Wochen in Odessa gemachte Ankündigung bekräftigt: „In den nächsten Tagen steht das erste von vier hochmodernen Iris-T SLM Luftverteidigungssystemen zum wirksamen Schutz für die Menschen in der Ukraine bereit.“
Update 13.35 Uhr: Luftalarm in Kiew nach mehr als fünfeinhalb Stunden aufgehoben
ach russischen Raketenangriffen ist der Luftalarm in der ukrainischen Hauptstadt Kiew nach mehr als fünfeinhalb Stunden aufgehoben worden. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur im Zentrum der Metropole berichtete am Montag, dass Menschen die Keller verließen und auf den Straßen wieder Fußgänger zu sehen seien.
Nach Angaben von Bürgermeister Witali Klitschko wurde der Verkehr auf allen U-Bahn-Linien der Hauptstadt vorerst wieder aufgenommen. Er rief die Bewohner aber zur Vorsicht auf. „Fahren Sie heute nicht ohne Not in die Stadt“, teilte er bei Telegram mit. „Ich erinnere Sie auch daran, dass U-Bahn-Stationen auch als Schutzräume funktionieren.“
Klitschko zufolge ist die Stromversorgung nach den Angriffen teilweise auf Industriekunden und einen Teil der Haushalte in Kiew beschränkt. „Die Energieversorger Unternehmen zusammen mit den Rettungsdiensten alles, um den normalen Betrieb des Stromnetzes so schnell wie möglich wiederherzustellen.“
Ukrainischen Medien zufolge soll der Luftalarm mit 5 Stunden und 37 Minuten der längste seit Kriegsbeginn am 24. Februar gewesen sein.
Update 13.01 Uhr: Lambrecht: Lieferung von Luftverteidigungssystemen an Ukraine wichtig
Die jüngsten russischen Raketenangriffe auf die Ukraine zeigen nach Ansicht von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) die Bedeutung einer raschen Lieferung von Luftverteidigungssystemen an die Ukraine. „Russlands Angriffe mit Raketen und Drohnen terrorisieren vor allem die Zivilbevölkerung“, teilte die Ministerin am Montag mit. „Deshalb unterstützen wir jetzt besonders mit Flugabwehrwaffen. In den nächsten Tagen steht das erste von vier hochmodernen Iris-T SLM Luftverteidigungssystemen zum wirksamen Schutz für die Menschen in der Ukraine bereit.“
Lambrecht war zu Monatsbeginn zu einem Besuch in der Ukraine. Dabei hatte sie bereits die rasche Lieferung einer ersten versprochenen Einheit des bodengestützten Luftabwehrsystems Iris-T SLM zugesagt.
Update 12.20 Uhr: Gebäude mit deutscher Visa-Stelle in Kiew von Angriff beschädigt
Von den jüngsten russischen Raketenangriffen auf Kiew ist auch die Visa-Stelle der deutschen Botschaft betroffen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bestätigte am Montag in Berlin Beschädigungen an dem Gebäude, in dem die deutsche Visa-Stelle untergebracht ist. Allerdings gebe es dort seit Monaten „keinen Dienstbetrieb“, sagte der Sprecher. Während der russischen Raketenangriffe waren seinen Angaben zufolge daher auch keine Mitarbeiter anwesend.
Update 12.19 Uhr: Raketenschläge sind Teil der militärischen Spezialoperation Russlands
Die Raketenschläge gegen Kiew und andere ukrainische Städte sind nach Angaben aus dem Kreml Teil der russischen Kriegsführung. „Das alles geschieht im Rahmen der militärischen Spezialoperation“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Zu Details bezüglich der Raketenangriffe verwies er die Journalisten an das russische Verteidigungsministerium. Als militärische Spezialoperation wird in Moskau der Krieg gegen die Ukraine offiziell bezeichnet.
Zugleich wies Peskow Vorwürfe aus dem Ausland gegen Russland wegen der Bombardierung der ukrainischen Infrastruktur zurück. Speziell auf eine solche Verurteilung aus Österreich angesprochen, erklärte der Kremlsprecher, er sei „nicht einverstanden. Österreich hat, soweit wir verstehen, die Ukraine nicht wegen der Schläge gegen die kritische Infrastruktur Russlands verurteilt. Also hat es kein Recht auf solche Aussagen“, wies er die Verurteilung zurück.
Update 11:23 Uhr: Lukaschenko: Belarus und Russland werden gemeinsame Truppen aufstellen
Belarus und Russland werden nach Angaben des belarussischen Staatschefs Alexander Lukaschenko gemeinsame Truppen aufstellen. „Wir haben beschlossen, einen regionalen Verbund der Russischen Föderation und der Republik Belarus aufzustellen“, sagte Lukaschenko am Montag laut der staatlichen belarussischen Nachrichtenagentur Beta, ohne allerdings Angaben zu deren Standort zu machen. Der Ukraine warf er vor, einen Angriff auf Belarus vorzubereiten, weshalb diese Entscheidung nun getroffen worden sei.
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist nach Angaben von Bürgermeister Witali Klitschko unter russischem Raketenbeschuss. Es seien Ziele im Zentrum von Kiew getroffen worden, teilte Klitschko bei Telegram am Montag mit. Er forderte die Menschen auf, Schutz zu suchen. Russland versuche, die Ukraine zu zerstören, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. Ziel seien in mehreren Städten Menschen gewesen, die gerade unterwegs zur Arbeit gewesen seien.
Nach Behördenangaben hat es mindestens fünf Tote und zwölf Verletzte gegeben. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Tod von fünf und die Verletzung von zwölf Kiewern bestätigt“, teilte der Berater des Innenministeriums, Anton Geraschtschenko, am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Es sei auch ein Kinderspielplatz getroffen worden.
Augenzeugen berichteten, dass auch nach den ersten Einschlägen am Morgen in Kiew weiter Explosionen zu hören waren. Einsatzkräfte versorgten Verletzte und löschten brennende Autos, wie auf Videos aus der Hauptstadt zu sehen war. Auch in anderen Teilen der Ukraine wurden Raketenangriffe gemeldet.
Russland hat nach offiziellen Angaben aus Kiew am Montag 75 Raketen auf verschiedene Städte in dem überfallenen Land abgefeuert. 41 davon habe die ukrainische Luftabwehr abgeschossen, teilte der Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, in einem Video in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Russland zeige damit nach zahlreichen Niederlagen in seinem Krieg gegen die Ukraine, dass es am Ende sei. „Das sind die Todeszuckungen eines verwundeten Tieres“, sagte er.
Die Angriffe auf die Zentren ukrainischer Städte hätten einmal mehr die „terroristische Natur des russischen Regimes“ gezeigt. „Die Masken sind gefallen: Das ist gezieltes massenhaftes Töten von Zivilisten und die Zerstörung von ziviler Infrastruktur.“ Die russische Armee habe keine Ahnung, wie sie auf dem Schlachtfeld kämpfen solle und schieße deshalb mit Raketen auf Menschen.
In fast allen Landesteilen der Ukraine galt Luftalarm. „Ein massiver Raketenangriff auf das Gebiet, es gibt Tote und Verletzte“, teilte der Militärgouverneur der Region Dnipropetrowsk um die Industriestadt Dnipro, Walentyn Resnitschenko, am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Über Einschläge berichten auch die Behörden von Lwiw, Chmelnyzkyj und Schytomyr.
In der Hauptstadt Kiew gelte der Luftalarm weiter, sagte Klitschko. Die Bürger sollten unbedingt in Bunkern bleiben, betonte er. Das Stadtzentrum solle gemieden werden. „Die Straßen im Zentrum sind gesperrt von Sicherheitskräften, Rettungsdienste sind im Einsatz“, sagte Klitschko.
Es habe mehrere Einschläge gegeben, berichtete auch eine Korrespondentin der Deutschen Presse-Agentur im Zentrum. Die Lage war demnach unklar. Nach Beobachtungen der dpa-Korrespondentin im Zentrum war ein Feuerball am Himmel zu sehen gewesen. Auf Fotos und Videos, die in sozialen Netzwerken geteilt wurden, waren Rauchwolken zu sehen. Andere Augenzeugen berichteten von drei bis vier Einschlägen. Die genaue Zahl war unklar.
Zuvor hatte der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, der Ukraine Vergeltung für die Explosion auf der für Russland strategisch wichtigen Krim-Brücke am Samstag angedroht. Kremlchef Wladimir Putin hatte am Sonntag von einem „Terroranschlag“ auf die Brücke gesprochen und - wie Medien in Kiew - den ukrainischen Geheimdienst SBU verantwortlich gemacht. Bestätigt hatte der SBU eine Beteiligung aber nicht.
Die SBU-Zentrale liegt im Stadtzentrum in Kiew. Die Machtzentrale in Moskau hatte wiederholt gedroht, Kommandostellen in der ukrainischen Hauptstadt ins Visier zu nehmen, wenn der Beschuss russischen Gebiets nicht aufhöre. Kiew ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs bereits mehrfach von russischen Raketen getroffen worden. Es war der schwerste Vorfall dieser Art und der erste Angriff auf die Stadt seit Monaten.
„Eine der Raketen ist beim Gruschewski-Denkmal in der Wolodymyr-Straße heruntergekommen. Die Rettungskräfte sind an der Arbeit“, teilte der Berater des Innenministeriums, Anton Geraschtschenko, mit. Die Wolodymyr-Straße liegt direkt im Zentrum Kiews.
Medwedew hatte am Sonntag gesagt: „Alle Berichte und Schlussfolgerungen sind gemacht. Russlands Antwort auf dieses Verbrechen kann nur die direkte Vernichtung der Terroristen sein.“ Er äußerte sich in einem Interview der kremlnahen Journalistin Nadana Friedrichson. „Darauf warten die Bürger Russlands“, meinte er vor einer geplanten Sitzung des Sicherheitsrats an diesem Montag, die Putin leiten wird.
Am Samstagmorgen hatte eine Explosion die 19 Kilometer lange Brücke erschüttert, die Russland und die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbindet. Dabei wurde rund siebeneinhalb Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das für Russland strategisch und symbolisch wichtige Bauwerk schwer beschädigt. Offiziellen Angaben aus Moskau zufolge starben drei Menschen.
Der ukrainische Gouverneur Resnitschenko rief die Bewohner des Gebiets Dnipropetrowsk dazu auf, in den Bombenschutzkellern zu bleiben. „Ein massiver Raketenangriff auf das Gebiet, es gibt Tote und Verletzte“, so der Militärgouverneur. Getroffen wurden Berichten zufolge nicht nur die Gebietshauptstadt Dnipro, sondern auch die Städte Nikopol und Marhanez, die dem Atomkraftwerk Saporischschja gegenüber am anderen Ufer des Flusses Dnipro liegen. In der Großstadt Saporischschja war nach den nächtlichen Raketenangriffen am Morgen ebenfalls Luftalarm.
Vier Tote gab es Behördenangaben zufolge durch einen Raketenangriff in der ostukrainischen Großstadt Slowjansk im Gebiet Donezk. Der Einschlag sei im Stadzentrum erfolgt, teilte Bürgermeister Wadym Ljach mit. In der westukrainischen Großstadt Lwiw seien schwere Explosionen zu hören, teilte der Bürgermeister Andrij Sadowyj mit. In mehreren Stadtteilen ist der Strom ausgefallen.
„Im Gebiet Chmelnyzkyj sind Explosionen zu hören. Die Flugabwehr ist im Einsatz“, teilte auch der dortige Gouverneur, Serhij Hamalij, mit. Zu möglichen Opfern machte er keine Angaben. Medien berichten zudem von Explosionen in Schytomyr. Beide Regionen liegen westlich von Kiew.