Die größte ihrer Art „Sailing Yacht A“ setzt erstmals die Segel
Kiel (dpa) - Saunalandschaft, großes Heimkino unter Deck, eigenes Unterseeboot an Bord - viele Super-Yachten protzen nur so mit Luxus. „Solange es bezahlt wird, gibt es bei der Ausstattung keine Grenzen“, sagt Claus-Ehlert Meyer.
Der Geschäftsführer des Deutschen Boots- und Schiffbauer-Verbandes beobachtet außerdem, dass die Yachten „immer voluminöser werden“. Diesen Trend bestätigt die in Kiel gebaute größte Segelyacht der Welt: Die „Sailing Yacht A“ ist knapp 143 Meter lang und fast 25 Meter breit.
Nur sieben Motoryachten gibt es laut der Fachzeitschrift „Boote exclusiv“ auf den Weltmeeren, die noch länger sind als der Dreimaster der Kieler Werft German Naval Yards. Mit 180 Metern Länge führt die bei Lürssen in Bremen gebaute „Azzam“ die Liste derzeit an, gefolgt von der 163 Meter langen „Eclipse“, die in Hamburg bei Blohm+Voss entstand. „Ich glaube nicht, dass in Zukunft noch einmal eine größere Segelyacht als die "A" gebaut wird“, sagt „Boote exclusiv“-Chefredakteur Marcus Krall.
Seit Tagen erprobt die Kieler Werft ihren Neubau in der Ostsee. Das Unternehmen äußert sich zu den Probefahrten aber nicht. In deren Rahmen steht nach dpa-Informationen demnächst das erste Segelsetzen an. Das geschieht an den bis zu 90 Meter hohen, silbernen Masten automatisch. Die Segelfläche beträgt mehr als 3700 Quadratmeter - das entspricht etwa der Hälfte der Fläche eines Fußballplatzes.
Auftraggeber des keilförmigen Dreimasters mit futuristischem Design ist der russische Milliardär Andrej Melnitschenko. „Mindestens 200 Millionen Euro wird es ihn kosten“, sagt Experte Krall. „Das Volumen der Yacht ist absolut gigantisch.“ Offizielle Angaben gibt es dazu nicht. Auf den Preis eines Neubaus kann man Experten zufolge weniger von der Länge schließen, eher vom Volumen.
Je ausgefallener die Wünsche, desto höher der Preis. „Standards gibt es dabei eigentlich nicht“, sagt Meyer. Die „Sailing Yacht A“ beispielsweise verfügt unterhalb der Wasserlinie über eine Panorama-Lounge und neben Beibooten auch über ein eigenes U-Boot.
Beim Blick auf die 200 längsten Motoryachten der Welt fällt auf, dass ein großer Teil von ihnen in Deutschland entstand. „Die Deutschen bauen zwar bei weitem nicht die meisten Superyachten“, sagt Meyer. Die Werften hierzulande bauten aber deutlich größere Luxusschiffe als die Konkurrenz in den Niederlanden oder Italien. Denn die deutschen Schiff- und Bootsbauer hätten das dafür nötige Know-how. Und: „Superyachten von der Stange gibt es nicht.“
Die von der Rendsburger Werft Nobiskrug bei German Naval Yards in Kiel gebaute „Sailing Yacht A“ hat der Designer Philippe Starck entworfen. Der Franzose hatte für den russischen Milliardär Melnitschenko vor Jahren bereits die Motoryacht „A“ ersonnen.
Und was kostet der Betrieb einer Superyacht wie der aus Kiel? „Jährlich fallen Betriebskosten in Höhe von bis zu zehn Prozent des Kaufpreises an“, sagt Krall. Die kolportierten 54 Männer und Frauen Besatzung seien im Vergleich zu so mancher reinen Motoryacht noch relativ wenig. „Unterm Strich sind die Eigner solcher Yachten im Jahr nur rund vier Wochen damit unterwegs.“ Den Rest der Zeit liegen die Schiffe im Hafen oder sind unterwegs, um gewünschte Reviere zu erreichen. „Denn deren Eigner fahren meist keine längeren Strecken damit.“
Dabei werden die Schiffe laut Meyer zunehmend umweltfreundlicher. Sie produzierten ihren eigenen Strom und ihr eigenes Süßwasser. „So eine Yacht muss man sich vorstellen wie eine Kleinstadt, in die man oben Diesel reinkippt“, sagt der Verbands-Geschäftsführer. Die Umweltauswirkungen ihrer Yachten spielten für die Eigner aber durchaus eine große Rolle: „Denn das ist eine Imagefrage.“