Salsa-Kurs und Partys: Infantin in Erklärungsnot

Madrid (dpa) - Als Ex-Handballstar Iñaki Urdangarin vor sechs Jahren, am 15. Januar 2008, in seiner Mansion in Barcelona mit Pomp und Trara seinen 40. Geburtstag feierte, dachte keiner der vielen Gäste im Traum daran, dass die Geburtstagstorte, die Luftballons und die Gartenzelte Jahre später das spanische Königshaus in Bedrängnis bringen könnten.

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Wenn Urdangarins Frau, die Königstochter Cristina, demnächst als Beschuldigte in einer Korruptionsaffäre aussagen muss, wird sie nämlich unter anderem erklären müssen, wie man die Party bezahlt habe. Ermittlungsrichter José Castro ist davon überzeugt, dass die Royals nicht nur mit Ballons und Torte den Staat betrogen haben.

Urdangarin, gegen den Castro seit Ende 2011 ermittelt, soll als Präsident der gemeinnützigen Stiftung Nóos mehr als sechs Millionen Euro staatlicher Gelder unterschlagen haben. Der Richter will nun auch „genug Indizienbeweise“ zur offiziellen Beschuldigung Cristinas gesammelt haben. Als Teilhaberin eines mit ihrem Mann gemeinsam betriebenen Zweig-Unternehmens von Nóos, das als Strohfirma fungiert haben soll, soll die 48-Jährige den Ermittlungen zufolge jahrelang Geldwäsche betrieben und dem Fiskus Einkünfte verschwiegen haben.

Die Liste der im richterlichen Beschuldigungsbeschluss erhobenen Vorwürfe ist lang - genau 227 Seiten. Cristina habe zur Senkung der Steuerlast echte und fiktive Privatausgaben als Firmenkosten deklariert, heißt es zum Beispiel.

Darunter seien neben Zahlungen für Tanzkurse - Salsa und Merengue -, Luxusgeschirr, Geburtstagspartys sowie Haus-Personal auch Rechnungen von knapp einer halben Million Euro für die Renovierung des Palais-Hauses des Ehepaars in Barcelonas Nobelviertel Pedralbes.

Das Consultingunternehmen des Paares (das den Titel Herzöge von Palma de Mallorca trägt) hat zudem nach den Ermittlungen Personalausgaben für Angestellte deklariert, die nie wirklich bei der Firma gearbeitet haben sollen.

Die Anwälte der Infantin beteuern zwar, Cristina habe nichts zu verbergen, sie räumen aber indirekt eine moralische Schuld ein. Seine Mandantin habe immer aus „Vertrauen“ und „Liebe zu ihrem Mann“ gehandelt, sagte dieser Tage Anwalt Jesús María Silva. Richter Castro meint jedoch, es sei „kaum vorstellbar“, dass die Königstochter bei Sachen „von so großer emotionaler Bedeutung“ wie Geburtstagsfeiern oder Hausrenovierungen nicht direkt involviert gewesen sei.

Cristina war nach Bekanntwerden des Beschuldigungsbeschlusses inkognito von Genf, wo sie für eine spanische Bank arbeitet, nach Madrid geflogen, um sich mit Familie und Anwälten zu beraten. Sie sei „gekränkt und verwundert“, sagten die Anwälte. Kein Wunder: Der Siebten der Thronfolge drohen theoretisch sechs Jahre hinter Gittern. Als wahrscheinlichere „Strafe“ gilt aber eine vom Königshaus erzwungene Verzichtserklärung auf die dynastischen Rechte.

Dass Cristina dennoch überraschend auf einen Einspruch gegen die Vorladung verzichtet hat, führten Medien darauf zurück, dass das Königshaus wohl Druck gemacht habe. Man wolle erreichen, dass die Affäre so schnell wie möglich - so oder so - ad acta gelegt wird, schrieb am Sonntag die Zeitung „El Mundo“.

Im Zarzuela-Palast scheint die Angst zu wachsen. Nach Ausbruch der Urdangarin-Affäre, der umstrittenen Elefantenjagd von König Juan Carlos (76) im Jahr 2012 in Botsuana und den zunehmenden Gesundheitsproblemen des Monarchen werden die Royals bei den Spaniern immer unbeliebter. Rufe nach Abdankung oder gar Abschaffung werden lauter.

Königin Sofia, die nach Umfragen noch am meisten respektiert wird, kann nun auch ein Lied davon singen: Am Mittwoch wurde die 75 Jahre alte „Reina“ laut Medien vor einem Kino in Madrid ausgepfiffen.