Sandmann und Micky Maus - Spielzeug aus Ost und West

Petersberg (dpa) - In einem Kaufmannsladen stehen kleine Puppen hinter einer Theke. In den Miniatur-Regalen liegt Plastikwurst neben Spülmittel. Auf einer der Kisten prangt „Sil“ in winzigen Lettern - eine beliebte DDR-Marke.

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Nebenan, in einem zweiten, etwas bunteren Kaufmannsladen werden „Pfanni“-Produkte aus dem Westen verkauft. „25 Jahre Mauerfall - Deutsch-Deutsche Spielzeugwelten“ heißt eine neue Sonderausstellung im Museum Petersberg bei Halle.

Die Schau solle Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Ost- und Westspielsachen zeigen, sagt Sammler Jörg Bohn. Der 53-Jährige hat auch kuriose Stücke aus seiner Heimat in Nordrhein-Westfalen mitgebracht.

„Ich versuche in erster Linie zu dokumentieren, ohne zu werten“, sagt der leidenschaftliche Sammler. Am Samstag eröffnet die neue Schau. In liebevoller Kleinarbeit hat er in den vergangenen Tagen 42 Vitrinen im Museum mit ausgewählten Spielsachen bestückt - vom Plastikkosmonauten aus dem Osten bis hin zur Spielzeug-Tankstelle aus dem Westen. Das älteste Stück stamme aus den 1950er-Jahren, sagt er.

Die gegenübergestellten Sachen spiegelten die Lebenssituationen in den beiden Ländern wider, sagt Bohn. Die Bundesrepublik habe sich eher um Kommerz und Kapitalismus gedreht. In den westdeutschen Kinderzimmern seien daher eher Rennbahnautos mit Werbeaufdrucken oder Brettspiele wie „Monopoly“ zu finden gewesen. In der DDR sei auf politische Ideologie gesetzt worden, betont Bohn. Neben Brettspielen wie „Die Friedensfahrt“ hätten sich in den DDR-Haushalten daher Bastelbögen gestapelt, die Völkerfreundschaft betonten.

Aber auch kuriose Stücke finden sich hinter den Glasvitrinen des Museums. So sei etwa ein auf niederländisch gedrucktes Brettspiel in der DDR produziert worden, sagt der Sammler und zeigt auf einen bunten Karton. Auch für den Klassenfeind in der BRD stellte die DDR Spielzeug her. So habe das im Osten produzierte Mobiliar von Puppenhäusern einen speziellen West-Look bekommen, um es besser exportieren zu können, sagt Bohn. „Das war Völkerverbindung im Kalten Krieg.“

Rund 2000 junge und alte Besucher erhoffe sich das Museum auf dem Petersberg in der ungewöhnlichen Ausstellung, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Matthias Haak. Im kommenden Jahr feiere das Haus seinen 30. Geburtstag.

Der leidenschaftliche Sammler Bohn plant derweil schon seine nächste Ausstellung - eine nur mit Kaufmannsläden. Angefangen habe bei ihm alles mit einem Puppenhaus, das seiner damaligen Frau gehörte. Die Details daran hätten ihn fasziniert. Heute lebt er vom Sammeln. Besondere Stücke leiht er gegen Geld für Fotoshootings oder Dreharbeiten aus. Zudem tourt er mit seinen Schätzen durch die Museen in Deutschland.