Vinylindustrie Schallplattenindustrie in großer Sorge nach Feuer in wichtiger Fabrik
Banning · Die wenigsten Käufer von Schallplatten dürften bisher etwas von dem kalifornischen Zulieferer Apollo Masters gehört haben. Jetzt hat es dort gebrannt. Das könnte für die Vinylbranche schlimme Folgen haben.
Ein großes Feuer in einer Fabrik bei Los Angeles droht weitreichende Auswirkungen auf die weltweite Herstellung von Schallplatten zu haben. Das Unternehmen Apollo Masters, das die in der Produktionskette wichtigen lacküberzogenen Rohlinge für Vinyl-LPs herstellt, teilte auf seiner Internetseite mit, ein verheerendes Feuer habe „katastrophalen Schaden“ an seiner Produktionsstätte und Lagerhalle in Banning angerichtet. Wie es mit dem Unternehmen weitergehe, sei ungewiss. Lokalen Medienberichten zufolge ereignete sich der Brand bereits am vergangenen Freitag.
Apollo Masters gilt als einer von nur zwei großen Herstellern. Die Branche ist in Sorge. Der Mitgründer des Labels Third Man Records, Ben Blackwell, sagte dem Fachmagazin Pitchfork: „Ich schätze, dass dieses Feuer der Vinylindustrie weltweit Probleme bereiten wird.“
Die Nachricht habe sich in der Branche schnell herumgesprochen, sagte der Geschäftsführer des deutschen Schallplattenherstellers Celebrate Records, Carsten Haupt, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Washington. Apollo Masters sei neben dem japanischen Hersteller MDC mittlerweile das einzige Unternehmen, das die 14-Zoll-Scheiben mit Lacküberzug produziere, und habe den Großteil des Weltmarktes abgedeckt, sagte Haupt. Es sei zu befürchten, dass für Schneidestudios und Presswerke, die mit dieser Lacktechnologie arbeiteten, eine „riesengroße Lücke“ entstehe. Doch nicht alle Schallplattenhersteller arbeiten seinen Angaben zufolge mit Lackrohlingen. Bei einem Teil kämen Kupferrohlinge zum Einsatz.
Die Schallplatte feiert seit Jahren ihr Comeback. In den USA erreichten die Einnahmen aus dem Vinyl-Verkauf im Jahr 2018 nach Angaben des Verbands der Musikindustrie in Amerika ihr höchstes Niveau seit 1988: 419 Millionen US-Dollar oder 383 Millionen Euro.