Schlager ist der neue Pop

Heino, Andrea Berg oder Helen Fischer führen die Charts an, verdienen Millionen und begeistern 40 Prozent der Deutschen.

Düsseldorf. Sie singen über Liebe, Sehnsüchte, Träume und Einsamkeit — deutsche Schlagerstars wie Andrea Berg, Helene Fischer oder Semino Rossi.

Sie füllen große Stadien, erfreuen sich riesiger Fangemeinden und haben längst Kultstatus. Jetzt erobert er auch noch eine der letzten Bastionen gegen die Heile-Welt-Musik: den Heavy Metal.

Der Auftritt von Volksmusik-Legende Heino auf dem Hardrock-Festival in Wacken zeigt: Schlager ist in diesem Jahr richtig angesagt — überall.

Laut Bundesverband Musikindustrie antworteten bei einer Umfrage nach den Musikvorliegen knapp 40 Prozent der Befragten mit „Deutscher Schlager“. Zahlen belegen: In dieser Branche lässt sich viel Geld verdienen: Im vergangenen Jahr wurden in diesem Segment rund 70 Millionen Euro Umsatz gemacht. Zudem führen die Interpreten dieses Genres regelmäßig die offiziellen vom Marktforschungsunternehmen Media Control ermittelten Top-100-Charts an.

Eine Sonderauswertung bestätigt diesen Trend: Es landen gleich drei Schlagersänger in den Top fünf der längstplatzierten Künstler in den Album-Charts seit 2003. An der Spitze steht die Krefelderin Andrea Berg, die mit ihren Songs in den vergangenen zehn Jahren zusammengerechnet 701 Wochen in den Hitlisten vertreten war.

Auf Platz zwei findet sich ebenfalls eine Schlagergröße: Helene Fischer. Die Lieder der 28-Jährigen hielten sich 533 Wochen in den Charts. Nur auf Rang drei findet sich mit Superstar Robbie Williams ein Ausreißer. Der Brite kann 463 Wochen vorweisen. Der Wahl-Österreicher Semino Rossi untermauert mit Platz vier aber die Dominanz des Genres.

„Der Schlagertrend kennt Altersschranken und erreicht in diesem Jahr neue Höhen. Seit Januar schafften es bereits sechs Alben von Schlagerkünstlern aufs Podium“, erläutert Ulrike Altig, Geschäftsführerin von Media Control. Zudem gebe es generell einen Trend zu deutscher Musik, davon würde auch der deutsche Schlager profitieren.

Auch bei den Downloads konnten die Interpreten kräftig zulegen. So habe es Andrea Berg 2013 auf Platz vier der Album-Charts geschafft, Matthias Reim sogar auf Rang drei.

Schlager ist aber nicht nur „ZDF-Fernsehgarten“ oder „Musikantenstadl“ — er erobert auch die Independent-Szene. Dank Dagobert, dem „Schnulzensänger aus den Bergen“ und seinem gleichnamigen Debüt.

Mit einfachen Melodien und etwas Elektro füllt der 1982 geborene Schweizer den ein oder anderen Szene-Club. In seinen pathetischen Songs findet selbst die Großstadtjugend zu Sehnsucht, Träumerei und Idylle.

„Ich kann nur Liebeslieder“, sagte Dagobert in einem Interview. Man kann, muss ihn aber nicht ernst nehmen. Eine Kunstfigur sei er jedoch nicht. Irreal wirkt es aber doch, dieses Aufeinandertreffen von Hipster-Jungs, Indie-Mädels und Dagoberts liebestrunkenen Versen