Schloss Ludwigslust erblüht wieder

Ludwigslust (dpa) - Noch haben im kleinen „Versailles des Nordens“, dem Schloss Ludwigslust, die Restauratoren das Sagen. Tischler, Vergolder und Steinmetze setzen zum Endspurt an.

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Bis zum Ende dieses Jahres sollen die Sanierungsarbeiten im Ostflügel der einstigen herzoglichen Residenz im wesentlichen abgeschlossen sein. 2015 sollen dann die Audienz- und Wohnräume des Herzogs sowie die Ausstellungen gestaltet werden, erklärt Schlossleiter Peter Krohn. Licht und Vitrinen müssten installiert sowie Dutzende Gemälde aus den Depots geholt und aufgehängt werden. Knapp 13 Millionen Euro EU-Geld fließen in den ersten Abschnitt der Schlosssanierung.

Während in der östlichen Hälfte des Anwesens seit gut zwei Jahren ein Dutzend Meisterbetriebe werkeln, läuft im Westteil, in dem sich auch die Privatgemächer der Herzogin befinden, der Museumsbetrieb weiter. Das Schloss, das von 1772 bis 1776 nach Plänen des Hofbaumeisters Johann Joachim Busch erbaut wurde und bis 1837 den Herzögen von Mecklenburg-Schwerin als Residenz diente, sei zwar nur eingeschränkt nutzbar. Dies aber habe die Besucher kaum abgeschreckt, sagt Krohn. Während der Bauphase kämen Reisegruppen und Schulklassen vor allem, um den Kunsthandwerkern bei der Arbeit zuzusehen.

„Wir machen aus der Not eine Tugend“, sagt der Museumschef. Kombinierte Museums- und Baustellenführungen seien der Renner. Kinder und Jugendliche etwa könnten dabei hautnah erleben, wie Parkett restauriert, Seidentapeten gespannt, Stuck geformt oder Blattgold aufgelegt wird. „Berufsorientierung par excellence, eine einmalige Chance“, meint Krohn. Immerhin sei die Besucherzahl im Schloss mit knapp 32 000 im letzten Jahr gegenüber 40 000 in den Jahren vor der Sanierung bis 2011 noch ganz respektabel, findet der Museumsleiter.

Dabei sorgten die Restauratoren immer wieder für spannende Highlights, wie Projektleiterin Steffi Dahl vom landeseigenen Betrieb für Bau und Liegenschaften erklärt. So wurde im ersten Obergeschoss eine fast 30 Meter lange und gut 6 Meter breite Galerie mit komplett erhaltenem Parkettfußboden freigelegt. Für die Wiederentdeckung mussten lediglich zahlreiche Zwischenwände, die im 19. und 20. Jahrhundert eingezogen worden waren, entfernt werden. Etliche Bilder könnten hier künftig in der „dichten barocken Hängung“ Rahmen an Rahmen gezeigt werden.

Eine Überraschung bot sich den Sanierern an den Innenwänden der herzoglichen Prunkräume. So muss sich Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin (1717-1785) gern mit schwerem grünem Seidendamast umgeben haben. Bauforscher fanden entsprechende Reste originaler Wandverkleidungen. Neben wertvoller französischer Seide in dunklem Grün und Rot kamen auch üppig verzierte, teils goldgeprägte Velours-Papiertapeten aus dem frühen 19. Jahrhundert zum Vorschein. Die exquisiten Textilien und Drucke werden nun originalgetreu nachgearbeitet und wieder angebracht, schildert Steffi Dahl. „Das wird ein Feuerwerk der Farben!“

Ein Wermutstropfen bleibt dennoch. Niemand weiß, wann die zweite Hälfte der Ludwigsluster Schlosssanierung mit dem Westflügel in Angriff genommen werden kann. Auch der „Goldene Saal“, gelegen zwischen dem Ost- und dem Westteil des Gebäudes, konnte nur unterirdisch restauriert werden. So erfuhr der Fußboden eine statische Ertüchtigung. Für großflächiges Reinigen und Erneuern der Vergoldungen allerdings reichte der Etat nicht aus. Nur ein paar Quadratmeter Stuck und Zierrat rund um die vier Kachelöfen sollen bald wieder in altem Glanz erstrahlen. Nach drei Jahren Pause könnten von 2015 an dennoch wieder Konzerte im „Goldenen Saal“ stattfinden.