Schneemassen bringen in ganz Deutschland Dächer zum Einsturz
Hamburg (dpa) - Die Schneemassen haben in Deutschland mehrer Dächer einstürzen lassen und wieder Chaos auf den Straßen verursacht. Aus Sorge vor weiteren Einstürzen wurden zahlreiche Gebäude geräumt.
Glätte und Schnee führten zu Staus und Unfällen, bei denen mindestens
zwei Menschen starben. Auf der Sauerlandlinie A45 mussten hunderte
Autofahrer stundenlang in der Kälte ausharren. Unterdessen bekommt
die vom Eis eingeschlossene Ostseeinsel Hiddensee Hilfe von der
Bundeswehr.
Die Schüler in ganz Schleswig-Holstein sowie in Teilen Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens und Hessens durften derweil am Mittwoch wegen des harten Winters zu Hause bleiben.
Unter der hohen Schneelast stürzte im saarländischen Dorf Bergen das Dach eines Einfamilienhauses ein. Die beiden Bewohner kamen mit dem Schrecken davon. In Hamburg stürzte eine Lagerhalle eines Kupferproduzenten teilweise ein.
Auch im bayerischen Vilshofen und in Amberg stürzten die Dächer von Lagerhallen ein. Nach Angaben der Straubinger Polizei war das Dach der nicht mehr genutzten Halle in Vilshofen 800 Quadratmeter groß.
Das Dach in Amberg maß 10 mal 20 Meter. In Guben in Brandenburg gab das Dach eines leerstehenden Hauses nach. Verletzt wurde in allen Fällen niemand.
Im sauerländischen Attendorn war am Dienstagabend eine 1200 Quadratmeter große Firmenhalle eingestürzt. Ein 59-Jähriger, der neben der Halle mit seinem Auto stand, wurde eingeklemmt und schwer verletzt.
Bundesweit wurden mehrere Gebäude wegen der Schneemassen vorsorglich evakuiert, unter anderem das umgebaute Gutshaus Wilhelminenhof in Mecklenburg-Vorpommern. Die zwei Familien kamen bei Angehörigen unter.
Ein Statiker hatte "verdächtige Geräusche gehört" und deshalb die Räumung veranlasst. In Nordrhein-Westfalen mussten in der Nacht zum Mittwoch mehrere Gebäude etwa in Remscheid oder Solingen vom Schnee befreit werden, weil Einsturzgefahr bestand.
In Wuppertal waren am Dienstag alle rund 100 Hallen der Stadt gesperrt worden. Ihre Dächer mussten laut Feuerwehr aber nicht geräumt werden.
Mindestens zwei Menschen starben auf glatten Straßen, wie die Polizei mitteilte. In Niedersachsen kam ein 39-Jähriger ums Leben, als er die Kontrolle über sein Auto verlor und in einen Lastwagen rutschte.
In Dachau bei München starb eine 70-Jährige, die von der Straße abkam und gegen einen Baum prallte.
In vielen Gegenden, beispielsweise im thüringischen Eichsfeldkreis, blieben Autos oder Lastwagen in Schneewehen stecken und mussten von der Feuerwehr befreit werden.
In Hessen auf der Autobahn Fulda-Würzburg (A7) rasten am frühen Mittwochmorgen sechs Lastwagen ineinander. Ein Fahrer wurde leicht verletzt. Im langen Stau versorgte die Feuerwehr die wartenden Fahrer mit Getränken.
Auf der Sauerlandlinie verbrachten hunderte Autofahrer die frühen Morgenstunden in einem kilometerlangen Stau. Zwischen Siegen und Meinerzhagen ging nichts mehr, wie es von der Autobahnmeisterei in Freudenberg hieß.
Das Technische Hilfswerk verrichte Sisyphusarbeit. Die Bergungsfahrzeuge zogen einen Laster nach dem anderen eine Anhöhe hinauf, um dann den nächsten zu holen. Doch immer wieder stellten sich erneut Wagen quer. Unterdessen versorgte das Rote Kreuz wartende Autofahrer mit Tee und Decken.
In Bayern waren viele Straßen unpassierbar, die Autobahn 9 bei Bayreuth war stundenlang gesperrt. In Baden-Württemberg krachte es dutzende Male, allein in den Regierungsbezirken Stuttgart und Tübingen zusammen fast 100 Mal.
In Nordrhein-Westfalen zählte das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste in Duisburg knapp 750 Einsätze in 24 Stunden, jedoch mehr als 100 weniger als am Tag zuvor. Sechs Autofahrer wurden schwer verletzt. Vor allem im Osten Deutschlands traf es die Pendler. Zahlreiche Züge fielen aus.
Zwei Transporthubschrauber der Marine flogen am Mittwoch nach Hiddensee und Rügen. Mit dem einen Hubschrauber sollten laut Bundeswehr-Landeskommando Mecklenburg-Vorpommern Lebensmittel auf die Insel gebracht werden.
Mit dem anderen sollten weitere der etwa 70 noch immer festsitzenden Urlauber aufs Festland geholt werden. Die Luftbrücke per Hubschrauber war bereits am Dienstag gestartet worden, musste aber wegen neuen Schneefalls unterbrochen werden.
Derweil sorgt das einsetzende Tauwetter für andere Probleme: Im Saarland droht Hochwasser. Am Donnerstag müsse voraussichtlich die Saarautobahn in Saarbrücken gesperrt werden, sagte Andreas Wagner vom Wetterdienst meteomedia. Der Pegel der Saar steige möglicherweise über drei Meter - normal seien knapp zwei.