Schneesturm fegt über US-Ostküste hinweg

Washington (dpa) - Mit heftigen Schneefällen und starken Windböen hat Wintersturm „Nemo“ den Nordosten der USA überrollt und das öffentliche Leben zeitweise lahmgelegt. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben.

Mehr als 650 000 Haushalte und Betriebe waren Medienberichten zufolge in der Nacht zum Samstag ohne Strom - und viele bei eisigen Temperaturen auch ohne Heizung. Mehr als 6600 Flüge und nahezu alle Zug- und Busverbindungen mussten gestrichen werden. Auf Autobahnen und Straßen ging nichts mehr, die Sicht war wegen des wirbelnden Schnees auf wenige Meter reduziert. Innenstädte von Metropolen wie New York und Boston wirkten wie verwaist.

Der Schnee türmte sich in einigen Gegenden von Connecticut bis auf fast 90 Zentimeter. In Portland im Bundesstaat Maine lagen rund 70 Zentimeter - so viel wie nie zuvor. Der Sturm erreichte teils Geschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometern pro Stunde, bevor er am Samstagvormittag (Ortszeit) auf den Atlantik hinauszog. Über Teilen der US-Ostküste strahlte der Himmel am Samstag bereits wieder blau. Die Behörden zeigten sich erleichtert, dass die schlimmsten Vorhersagen für den im Vorfeld als „möglicherweise historisch“ angekündigten Sturm offenbar doch nicht eingetroffen waren.

Für fünf Nordost-Staaten war zeitweise der Ausnahmezustand ausgerufen worden. 5000 Nationalgardisten waren alarmiert, tausende Räumtrupps rückten aus. Für Connecticut und Massachusetts galten Fahrverbote. Sturm und Stromausfälle trafen auch Gebiete, die bereits vor drei Monaten vom Hurrikan „Sandy“ teilweise verwüstet worden waren. Damals waren mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Hunderttausende waren wochenlang ohne Strom. Der Blizzard vom Samstag könnte dort später auch zu Überflutungen führen. Sie sollten nach Ansicht von Experten jedoch weniger schlimm als bei „Sandy“ ausfallen.

Mindestens drei Menschen kamen ums Leben, davon zwei bei Autounfällen auf schneeglatten Straßen in New York und Connecticut. Außerdem rutschte ein Mann in Connecticut auf seiner Veranda aus und wurde tot entdeckt.

Der schwere, nasse Schnee und der heftige Wind mit gefühlten Temperaturen von bis zu minus 32 Grad hätten dieses Mal vor allem im Staat Massachusetts die in den USA als veraltet und anfällig geltenden Stromleitungen beschädigt, berichtete der Sender NBC. In dem Staat hätten in der Nacht zum Samstag rund 400 000 Kunden keinen Strom mehr gehabt. Auch in Rhode Island und Connecticut saßen Zehntausende im Dunkeln und in der Kälte. Laut „New York Times“ wurde das Atomkraftwerk in Plymouth am Freitagabend abgeschaltet, da die Stromversorgung von außen unterbrochen worden war. Es habe keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden, erklärten die Behörden.

In der Sturm-Region wurden rund 6600 Flüge und alle Zugverbindungen gestrichen. Mehr als 60 Flughäfen seien betroffen, meldete die Webseite „Flight Aware“. Auch Flüge aus Deutschland an die Ostküste, etwa von Frankfurt/Main, wurden annulliert. Der Bostoner Logan Airport sollte wegen Schneehöhen um die 30 Zentimeter bis Sonntag geschlossen bleiben, berichtete CNN. Die New Yorker Flughäfen öffneten am Samstag wieder. Auch Flüge aus Deutschland in Richtung Ostküste konnten wieder starten. „Wir haben bei uns das Schlimmste verhindern können“, sagte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg.

Versorgungsprobleme gab es am Sonntag noch in ländlichen Regionen, besonders in Massachusetts, Connecticut und Rhode Island. Dort mussten 400 000 Menschen weiter ohne Strom und Heizung ausharren. In manchen Gegenden türmte sich der Schnee fast einen Meter. Nationalgardisten mussten Küstenregionen wegen Überschwemmungen räumen.

Aber zum Glück: Die schlimmsten Vorhersagen trafen am Ende nicht ein. Die meisten der 25 Millionen Bürger im Pfad von „Nemo“ können am Montag zur Normalität zurückkehren.