Schöner Wohnen für Delfine
Die neue „Delfinlagune“ im Zoo von Nürnberg ist umstritten. Tierschützer laufen Sturm, das Projekt könnte scheitern.
Nürnberg. Zoo-Direktor Dag Encke schwärmt von einer „naturnahen Wasserwelt“, Umweltschützer kritisieren das „unnatürliche Verhalten“, zu dem die Tiere gezwungen werden: Am nächsten Samstag eröffnet der Nürnberger Tiergarten seine neue Delfinlagune. Während andere Zoos — wie etwa der in Münster — sich gerade von der Delfinhaltung verabschieden, will Nürnberg die Meeressäuger zum neuen Besuchermagneten machen. Kritiker halten die erste deutsche Freiluftanlage für Delfine für eines der umstrittensten Projekte in ganz Europa. Bei der Eröffnung des gut 24 Millionen Euro teuren Delfinariums wollen erboste Tierschützer mobil machen.
Delfine schwämmen in Freiheit tausende Kilometer weit und tauchten sehr tief, gibt die Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS zu bedenken. In Gefangenschaft bleibe ihnen nur ein Herumschwimmen im Kreis. In Nürnberg sei es seit zwölf Jahren nicht gelungen, einen neugeborenen Delfin aufzuziehen, kritisieren die Delfinschützer. Ihre Vorwürfe brachten sie jetzt in einer Studie auf den Punkt: Die 34 Delfinarien in der EU — drei davon in Deutschland — böten keine artgerechte Haltung.
Für Encke soll sich genau das mit der Delfinlagune ändern. Darin könnten die Tiere erstmals Sonne, Wind und Regen erleben. Encke schwärmt von der Anlage, die mit 5,4 Millionen Litern Wasser und einer Tiefe zwischen 50 Zentimetern und sieben Metern für die Tiere einen „strukturierten Lebensraum“ schaffe.
Dass der Tiergarten mit der Delfin-Lagune hoch pokert, räumte er unlängst ein. In einem Streitgespräch mit dem WDCS-Meeresbiologen Karsten Brensing sagte Encke: Sollte auch in Zukunft eine Nachzucht der Delfine misslingen, könnte das über kurz oder lang zur Schließung des teuren Mammutprojekts führen.
Auf die klassischen Delfinshows will die Tiergartenleitung zunächst verzichten. Dennoch denkt sie über ein „showähnliches Konzept“ nach. Zu jeder vollen Stunde sollen Zuschauer die Delfine, Seelöwen und Seekühe bei der Fütterung und beim Training beobachten können. dpa