Schottenrock: Luftiges für mutige Männer
Der Kölner Schneider Carlo Jösch bietet maßgefertigte Schottenröcke in 220 Mustern an.
<strong>Köln. Für Sean Connery ist es als Schotte selbstverständlich, Kilt zu tragen. Aber auch Robbie Williams hat die Vorzüge des Schottenrocks längst entdeckt und zeigt, dass Turnschuhe und T-Shirt genauso gut dazu passen wie Stiefel oder ein festliches Jackett. "In Schottland erlebt der Kilt in dieser Kombination gerade bei jungen Leuten eine Renaissance. Und in Deutschland gibt es ebenfalls immer mehr Menschen, die dieses Kleidungsstück für sich entdecken", sagt der Herrenschneider Carlo Jösch. In seinem Atelier unweit des Kölner Doms fertigt der 40-Jährige seit einigen Jahren neben Anzügen auch maßgeschneiderte Kilts. Die Liebe zu Schottland hat Jösch bereits im zarten Alter von sieben Jahren für sich entdeckt. "In einem Buch über verschiedene Länder begeisterte mich die Kultur und die Tradition der Schotten auf Anhieb", erinnert sich der in Santiago de Chile geborene und in Meerbusch aufgewachsene Nadelkünstler. Auf die Idee, dass er seine Liebe zu Schottland auch in seinem Beruf umsetzen kann, brachte den Dudelsack-Liebhaber aber erst sehr viel später ein Freund, der einen echten Kilt haben wollte: "Ich habe ihm diesen besorgt und mir dabei gedacht, dass es eigentlich sinnvoller wäre, den Schottenrock selbst anzufertigen."
Über das Internet bestellt sich der Kölner ein Buch zum Thema, doch das hilft ihm nicht weiter: "Es ist ein Wissenschaft für sich, aus sieben Meter Stoff einen Schottenrock herzustellen." Daher entschließt sich Jösch, direkt in Schottland in die Lehre zu gehen. Doch die Kilt-Schule nimmt keine Ausländer auf.
Warum der Rock ein handwerklich anspruchsvolles Werkstück ist, erkennt auch der Laie schnell, wenn er einen der 700 Euro teuren Kilts in die Hand nimmt. Allein die 27 bis 29 Falten an der Rückseite des Rockes, der um die Hüften gewickelt und mit drei Schnallen verschlossen wird, sind eine Herausforderung für jeden Schneider.
"Die Falten werden vorab auf die Stoffbahn eingezeichnet, damit das Muster später exakt durchläuft. Das ist meist Millimeterarbeit, für die man 1300 Stiche benötigt. Dazu kommt das aufwändige Innenfutter aus Leinen, das den Rock in Form halten soll. All dies wird in Handarbeit erledigt und dauert pro Stück bis zu sechs Tage."
Zu seinen Kunden zählen neben meist jungen Geschäftsleuten und Mitgliedern von Dudelsack-Gruppen die Musiker der Kölschrock-Band Brings: "Stephan Brings kam zufällig in meinen Laden und hat sich gleich einen Kilt bestellt. Danach habe ich die gesamte Band mit Hosen im Schotten-Muster ausgestattet."
Seine edlen Stoffe bezieht er direkt aus Schottland: "Ich kann hier 220 verschiedene Muster anbieten, die ursprünglich verschiedenen Clans zugeordnet waren und alle von einer speziellen Organisation verwaltet werden."
Zur Person: Carlo Jösch hat an der FH in Mönchengladbach Kleidungsgestaltung studiert und sich 1998 mit seinem Atelier in der Kölner Mohrenstraße selbstständig gemacht hat. Sein Hauptgeschäft sind Maßanzüge im englischen Stil.
Zum Rock: Der Kilt war ursprünglich ein großes Wolltuch, dass sich die Männer um den Leib wickelten und das in der Nacht als Schlafdecke diente. Früher wurde die Wolle für den Stoff mit Pflanzen und Moosen eingefärbt, weshalb man die Kiltträger bestimmten Regionen mit ihrer Flora zuordnen konnte. Der teuerste Stoff wurde mit Safran eingefärbt und war damals mehr wert als Gold. Es gibt rund 220 verschiedene Muster, die Tartans genannt werden.