Schülerin aus Kassel mit Schweinegrippe gestorben

Kassel (dpa) - Eine mit Schweinegrippe infizierte 15 Jahre alte Schülerin aus Kassel ist an einer Herzmuskelentzündung gestorben. „Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Virus nachweislich die Ursache der Herzmuskelentzündung ist.“

Das sagte die Leiterin des zuständigen Gesundheitsamtes, Karin Müller, laut Mitteilung der Stadt am Samstag. Grippeviren können der Stadt zufolge allerdings in seltenen Fällen eine Entzündung der Herzmuskeln verursachen.

„Im Moment gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Schülerin an der Schweinegrippe gestorben ist“, sagte Stadtsprecher Hans-Jürgen Schweinsberg. Am Montag solle es weitere Untersuchungen geben. Es gebe keinen Grund, die Schule in der kommenden Woche geschlossen zu halten.

In Deutschland sind bislang neun Menschen an den Folgen der Infektion mit dem H1N1-Virus gestorben - unter ihnen zwei, die zuvor keine anderen Leiden hatten. Insgesamt sind mittlerweile rund 30 000 Menschen an der Schweinegrippe erkrankt.

Der Kampf gegen die Ausbreitung der Schweinegrippe soll in der kommenden Woche verbessert werden: Die Produktion des Impfstoffes, der in den vergangenen Tagen in Teilen Deutschlands bereits nicht mehr vorhanden war, sei erhöht worden. Das sagte Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Dies werde die Situation in den Ländern entspannen. Bereits am Montag werde er sich mit seinen Kollegen in den Ländern über mögliche weitere Schwachstellen austauschen, sagte Rösler der „Bild“-Zeitung „Unser Ziel ist, gemeinsam für den bestmöglichen Schutz der Bevölkerung zu sorgen.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel (55) ließ sich nach dem Bericht der Zeitung bereits bei ihrem Hausarzt mit Pandemrix impfen, dem Impfstoff, der allen Bürgern zur Verfügung stehe.

Auch die Dax-Unternehmen rüsten sich mit Aufklärungs- und Impfaktionen sowie Pandemieplänen gegen mögliche Schweinegrippe-Ausfälle. „Falls es zu größeren Personalausfällen kommt, stellen wir einen Notbetrieb über individuelle Standort-Lösungen sicher“, sagte eine Sprecherin des Daimler-Konzerns laut Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“. In Extremfällen könne es auch zu Standortschließungen wie im Frühjahr in Mexiko kommen.

Unternehmen wie der Stahlkonzern ThyssenKrupp haben ihren Mitarbeitern klare Impfempfehlungen gegeben und auch schon mit Impfungen begonnen. Die Lufthansa hat dem Bericht zufolge bei den zuständigen Behörden vergeblich versucht, ihre Mitarbeiter bevorzugt impfen zu lassen. „Unsere Flugkapitäne und Flugbegleiter sind von den Gesundheitsbehörden als nicht gefährdet eingestuft worden“, sagte ein Lufthansa-Sprecher.

Nach Einschätzung von Wirtschaftsforschern wird die Schweinegrippe die Konjunktur in Deutschland zwar kaum abschwächen. Bei der Notfallplanung in den Betrieben und der Krankenversorgung gebe es aber noch bedenkliche Lücken, hieß es in einer Ende Oktober vorgestellten Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), der Beratungsgesellschaft ADMED und der Allianz-Versicherung. Bislang sind neun Menschen an dem neuen H1N1-Virus gestoben und rund 30 000 in Deutschland erkrankt.

Unterdessen hat der Leiter des Instituts für Virologie an der Uniklinik Köln, Prof. Herbert Pfister, vor der Ausbreitung des Virus bei Großveranstaltungen gewarnt. Im Rheinland beginnt am 11.11. die Karnevalssaison. „Man wäre eigentlich gut beraten, wenn man in diesen Zeiten solche Massenveranstaltungen meidet“, sagte er in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Dies gelte vor allem für Menschen, die zu gefährdeten Gruppen gehören, etwa chronisch Kranke, Patienten mit Immunschwäche sowie Schwangere. Generell bestehe bei jeder Art von Massenveranstaltungen - „sei es nun Karneval oder Fußball“ - ein erhöhtes Risiko. In geschlossenen Räumen oder bei hoher Luftfeuchtigkeit könne sich das Virus gut verbreiten.

Unbestreitbar sei die Schweinegrippe derzeit deutlich auf dem Vormarsch, sagte Pfister. Die Zahl der positiven Befunde, die im Institut für Virologie in den vergangenen Tagen ermittelt wurden, habe sich im Vergleich zur Vorwoche versechsfacht. „Die Ausbreitung ist massiv.“ Das Virus verbreitet sich über Tröpfcheninfektion. Auch in Baden-Württemberg wurden im Sozialministerium deutlich mehr Erkrankungen registriert. Täglich kämen mehrere 100 Patienten hinzu. Noch im September seien pro Tag nur 30 bis 40 neue Fälle gemeldet worden.