Rekordhitze Schwere Unwetter und ein Tornado: Mindestens zwei Tote
Schwerer Sturm über dem Norden und Osten Deutschlands: Mindestens zwei Mensch sterben. Fern- und Regionalzüge fahren nicht mehr.
Offenbach (dpa) - Ein schweres Unwetter hat am Donnerstag mit orkanartigen Sturmböen, Gewittern, Hagel und einem Tornado über dem Norden und Osten Deutschlands gewütet.
Mindestens zwei Menschen kamen dabei ums Leben. In den betroffenen Regionen kam der Zugverkehr teilweise zum Erliegen. Am Abend zogen Sturm und Gewitter nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes vom Norden Deutschlands Richtung Osten. Vor allem in Niedersachsen tobte das Unwetter.
Ganz anders war es tagsüber im Süden und Westen Deutschlands, dort schwitzten die Menschen bei Rekordtemperaturen. Laut Deutschem Wetterdienst war es der bislang heißeste Tag des Jahres. Demnach wurden in Andernach (Rheinland-Pfalz) 37,1 Grad gemessen. Kurz dahinter lag Köln (Nordrhein-Westfalen) mit 37,0 Grad. Auf Platz drei war Trier (Rheinland-Pfalz) mit 36,7 Grad, ebenso wie die Station auf dem Flughafen Köln/Bonn. Doch auch dort, wo es zunächst trocken und sonnig blieb, wurden für die Nacht Gewitter erwartet. Diese hatten vor allem Hamburg, Niedersachsen, Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt schon seit dem frühen Nachmittag beschäftigt.
Auch mehrere Großveranstaltungen waren vom Unwetter betroffen: Besucher beim „Hurricane“ in Scheeßel bei Bremen flohen kurzzeitig in ihre Autos. Der Veranstalter bat anreisende Gäste, möglichst erst am Freitag zu kommen. „Am Abend und in der Nacht drohen im Norden weiterhin Gewitter mit Hagel und Starkregen“, sagte DWD-Meteorologe Thomas Ruppert. In Hamburg wurde das Konzert von Schlagerstar Andreas Gabalier abgesagt, in Hannover musste der Auftritt der US-Rockband Guns n’ Roses unterbrochen werden. Rund 70 000 Fans wurden wegen des schweren Unwetters in die benachbarten Messehallen gebeten.
Auch für viele Bahnreisende ging in den betroffenen Gebieten nichts mehr. Umgestürzte Bäume legten beinahe alle ICE-Strecken im Norden lahm. Die Strecken Hamburg-Berlin, Hamburg-Hannover, Bremen-Hannover und Hannover-Wolfsburg-Berlin wurden unterbrochen. Während der Fernverkehr von Hamburg und Hannover nach Berlin am Abend zunächst wieder aufgenommen wurde, blieben die Strecken von Hannover und Bremen nach Hamburg voraussichtlich bis zum Freitagmorgen gesperrt. Auch im Großraum Gießen sowie rund um Magdeburg waren mehrere Bahnstrecken gesperrt. In Hamburg, Hannover, Bremen und Kassel stellte die Bahn Züge mit Schlafwagen bereit, damit gestrandete Fahrgäste die Nacht dort verbringen konnten.
Und auch auf Autobahnen gab es Probleme: Auf der A7 zwischen Hamburg und Hannover warnte die Verkehrsmanagementzentrale vor Gefahr durch umgestürzte Bäume. Mindestens zwei Menschen kamen ums Leben: Ein 50-Jähriger wurde in der Nähe von Uelzen in Niedersachsen in einem Auto von einem umstürzenden Baum erschlagen. Im Kreis Gifhorn starb eine 83 Jahre alte Frau, nachdem sie mit ihrem Auto durch das Geäst eines umgestürzten Baumes gefahren war.
Enorme Verwüstungen registrierte die Feuerwehr beispielsweise im Kreis Harburg südlich von Hamburg. In der Gemeinde Fliegenberg sei eine Schafherde mit 20 bis 30 Tieren unter umgestürzten Bäumen begraben worden, zahlreiche Tiere seien verendet. In zahlreichen Gemeinden und Städten liefen Keller voll, Bäume knickten um und Dächer wurden abgedeckt. Der DWD berichtete, Meteorologen der Luftfahrtberatung hätten in Hamburg den typischen „Luftschlauch“ eines Wirbelsturms gesichtet. Der DWD-Tornado-Beauftragte Andreas Friedrich sagte, es habe sich um einen schwachen und nur kurzlebigen Wirbel von wenigen Minuten mit wenig „Bodenkontakt“ gehandelt.
Am Abend gab es zunächst kein Aufatmen: „Das wird uns auch noch abends und in der Nacht beschäftigen“, sagte Meteorologe Ruppert. Erst in den frühen Morgenstunden werde das Unwetter voraussichtlich abklingen.