Erst „Helau“, dann „Ja“ Schwules Prinzenpaar heiratet am 11.11.
Blankenburg (dpa) - Ihr Aufstieg zu Karnevalsregenten fußte auf einer Bierlaune, doch mit der Liebe meinen sie es ernst: Ein wortwörtliches Prinzenpaar hat den Start in die närrische Jahreszeit mit seiner Hochzeit verbunden.
Damit stürmten Roland Vogeley (47) und Marco Foitzik-Vogeley (35) das historische Rathaus der Kleinstadt Blankenburg im Harz am Samstag gleich doppelt.
Erst luchsten sie Bürgermeister Heiko Breithaupt symbolisch den Schlüssel ab. Direkt im Anschluss revanchierte sich der CDU-Politiker und nahm dem schwulen Paar das „Ja“-Wort und den Treue-Schwur fürs Leben ab.
Warum legt man den den sprichwörtlich schönsten Tag des Lebens ausgerechnet auf den 11.11.? „Das liegt sicherlich daran, dass wir das Prinzenpaar des Vorjahres waren und das Loslassen schwer fällt“, sagt Roland Vogeley. „Zum anderen fand ich das Datum auch ganz witzig.“ Eine Trauung am 11. 11. sei natürlich etwas Besonderes, sagt auch Bürgermeister Breithaupt. „Insbesondere wenn ich die Ehre habe, ein Prinzenpaar zu trauen.“ Der Stadtchef ist nicht nur selbst im Blankenburger Karnevalsverein (BKV), sondern auch Standesbeamter und konnte die Prinzen trauen.
Dabei sind Vogeley und sein Partner eigentlich schon seit 2004 Mann und Mann. Damals sagten sie das erste Mal „Ja“ und ließen ihre Lebenspartnerschaft eintragen. Doch als der Bundestag im Sommer die Ehe für alle freigab, stand für die beiden fest: Das feiern wir und heiraten. Noch mal. Richtig. Sie sind das erste gleichgeschlechtliche Paar, das sich dank der Ehe für alle in Blankenburg trauen lässt - und bundesweit das erste Prinzenpaar, das zum Karnevalsstart nicht nur „Helau“ sondern auch „Ja“ sagt.
„Einmal weil die Liebe genauso frisch ist wie vor 13 Jahren“, sagt Bräutigam Vogeley. „Außerdem haben wir jetzt auch offiziell die Chance, ein richtig altes Ehepaar zu werden.“ Ihre Begeisterung für den Karneval ist für die beiden Sachsen-Anhalter deutlich frischer als ihre Liebe. „Das ist aus einer Bierlaune heraus entstanden.“
Der Büroleiter einer Anwaltskanzlei in Goslar und sein Mann zogen vor Jahren neben dem Präsident des Karnevalsvereins BKV ein. Die Nachbarn freundeten sich an, luden sich gegenseitig ein. „Und voriges Jahr nach ein paar Bier sagte der Vereinspräsident: "Wir haben geschludert und noch kein Prinzenpaar"“, erzählt Vogeley. Er sagt spontan zu. Bei seinem Mann, der in der Gastronomie eines Hotels arbeitet, stieß das erst auf wenig Begeisterung. „Vorher hatten wir mit Karneval überhaupt nichts zu tun“, sagt der 47-Jährige.
Das habe man den beiden aber nicht angemerkt, erinnert sich BKV-Vizepräsident Volker Heinold. „Sie haben die Prinzenrede selbst geschrieben, sehr gut vorbereitet und sind richtig gut angekommen.“ Damit hätten sie in der Kleinstadt auch den ein oder anderen Moserer überzeugt, der meinte, zu einem Prinzenpaar gehöre eine Prinzessin.
„Wir haben es mit Humor genommen und geantwortet: "Warum, es heißt doch Prinzenpaar"“, sagt Heinold. Den Eindruck bestätigt auch Vogeley selbst. „Wir waren schon unsicher, wie die Öffentlichkeit reagiert“, sagt er. Aber Roland I. und Marco I. fühlten sich die komplette Saison über „total wohl - und vor allem total normal“. Mitten in ihrer Regentschaft traten sie dann auch in den Verein ein.
Die Vereinskollegen ließen es sich nicht nehmen, das frisch getraute Paar vor dem Rathaus mit Spielen zu empfangen, wie Vize-Präsident Heinold sagt. Vom Sägebock über Brot und Salz bis zum Segen waren alle guten Hochzeitstraditionen parallel zum Karnevals-Equipment vorbereitet. Auch ihre Feier planten die Prinzen närrisch: Sie haben ihre Freunde einfach zur abendlichen Saisoneröffnung dazu geladen.