Seeed starten Deutschlandtournee mit großer Party

Nürnberg (dpa) - Sie sind gekommen, um zu feiern - und das ist Seeed gelungen. Die elfköpfige Dancehall-Band aus Berlin heizt ihren Fans beim ersten Konzert der neuen Tournee am Donnerstagabend in Nürnberg kräftig ein.

Das Publikum in der ausverkauften Arena zieht gern mit: Gleich zu Beginn sind unzählige Arme in der Luft, nach wenigen Stücken hält es selbst die zum Teil etwas älteren Semester auf den Rängen nicht mehr auf ihren Sitzplätzen.

„Es ist auf jeden Fall richtig geil, dass so viele Leute da sind!“, freut sich Pierre Baigorry, einer der drei Frontsänger und Aushängeschild des Kollektivs. Er verspricht seinen Zuhörern eine gute Party - was Seeed mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Reggae und Dub, Hip-Hop und Dancehall dann auch einlösen.

Als es mit einiger Verspätung losgeht, dringen zunächst Elektroklänge durch die Halle. Ein Bass schleicht sich ein, Schlagzeug und Percussion kommen dazu, plötzlich schmettern die Bläser eine Fanfare. Immer schneller werden die Beats, bis die Sänger auf die Bühne treten - und mit „Augenbling“ gleich einen der aktuellen Hits vom neuen Album anstimmen. Das hatten die Berliner nach siebenjähriger Studio-Abstinenz erst Ende September vorgestellt.

Nun stehen sie gewohnt stylish im akkuraten Dreiteiler - manche mit Hut, andere mit Sonnenbrille - auf den rustikal mit Holz verkleideten Podesten der Bühne. Auf „Augenbling“, in dem wieder einmal die heilende Wirkung der Liebe besungen wird, folgt „Deine Zeit“. Die Botschaft: Angesichts der schlechten Nachrichten aus dem Fernsehen nicht resignieren, sondern selbst aktiv werden. „Keiner kommt und teilt das Meer, niemand sagt uns wie es geht, niemand weiß den geraden Weg. Doch diese Zeit ist deine Zeit, und du meinst, du seist noch nicht so weit. Doch jeder Tag ruft deinen Namen.“

Seeed wollen aber bei weitem nicht nur politische Botschaften unters Volk bringen. Wichtig ist den bekennenden Berlin-Verehrern der Spaß an der Musik. Vor dem Party-Stück „Seeeds Haus“ gibt Pierre Baigorry den Fans in typischem Sprechgesang deshalb den Rat: „Wenn mal wieder Stress ist, legt unsere Scheiben ein und vergesst es.“

Baigorry ist der Musiker der Band, der die jahrelange Auszeit am erfolgreichsten für eine Solo-Karriere genutzt hat: Unter dem Pseudonym Peter Fox landete er mit „Haus am See“, „Alles neu“ oder „Schwarz zu Blau“ mehrere Hits. Nun ist er nach eigenem Bekunden froh, wieder hinter dem Kollektiv verschwinden zu können, das sich als eine Einheit versteht und alle Einnahmen brüderlich teilt - auch wenn Baigorry in musikalischen Streitfragen eine Art Veto-Stimme hat.

Die musikalische Entwicklung der multikulturellen Band können die Fans an dem Abend noch einmal Revue passieren lassen. Die Berliner singen nicht nur Lieder von der neuen Platte, sondern machen auch einen Streifzug durch ihre inzwischen langjährige Geschichte. Seit Ende der 90er Jahre ist die Truppe in nahezu unveränderter Besetzung unterwegs, hat neben mehreren Echos auch den Bundesvision Song Contest abgeräumt und rund 700 000 Alben mit ihren deutsch- und englischsprachigen Liedern verkauft. Natürlich dürfen deshalb in Nürnberg auch Klassiker wie „Ding“ oder die Hauptstadt-Hymne „Dickes B“ nicht fehlen.