Ureinwohner Selbstmordwelle: Kanadische Gemeinde ruft Notstand aus
Eine mysteriöse Suizidserie in einer Siedlung von Ureinwohnern sorgt in Kanada für Entsetzen. Mehr als hundert Menschen haben versucht, sich das Leben zu nehmen.
Düsseldorf. Die Attawapiskat, ein indigener Stamm im Norden Kanadas, haben den Ausnahmezustand ausgerufen, nachdem an einem Tag elf Gemeindemitglieder einen Selbstmordversuch unternommen hatten. Bruce Shisheesh, Oberhaupt der Gemeinde, sah keine andere Alternative mehr.
Laut dem kanadischen Fernsehsender CTV hat die Gemeinschaft der Attawapiskat in der Provinz Ontario im März insgesamt 28 Selbstmordversuche erlebt. Mehr als hundert Menschen unternahmen seit dem vergangenen September einen Suizidversuch. Der Jüngste war elf Jahre alt, der älteste 71.
Doch die hohe Rate an Selbstmordversuchen scheint kein neues Phänomen zu sein. Die Attawapiskat werden bereits seit Jahrzehnten immer wieder von Selbstmorden geplagt. Die Behörden der Provinz Ontario sprechen mittlerweile von einem "andauernden Albtraum", wie der "Guardian" berichtet. Der strenge Winter und die hohe Arbeitslosigkeit machen den Menschen anscheinend schwer zu schaffen.
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau schaltete sich mittlerweile in den Fall ein. Über Twitter versprach er, die Lebensbedingungen der Gemeinde und aller Ureinwohner zu verbessern.
Bislang war das Verhältnis zwischen Vertretern der Indigenen Bevölkerung und der kanadischen Regierung viele Jahre sehr angespannt. Premier Justin Trudeau will den Ureinwohnern nun helfen. Im laufenden Staatsetat sind 8,4 Milliarden kanadische Dollar für die Gemeinden der Ureinwohner eingeplant. Das Geld soll vor allem in Infrastruktur und Bildung fließen.
Kanadas Ureinwohner sind besonders häufig von Armut betroffen, landen häufiger im Gefängnis und sind kränker als der Durchschnittskanadier. Auch ihre Lebenserwartung liegt weit unter dem Durchschnitt. jp
Sollten Sie suizidale Gedanken haben, versuchen Sie, mit anderen darüber zu reden. Hilfe bietet rund um die Uhr die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Nummer 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222. Hilfe gibt es auch per Email.