Neue Vorwürfe Sexuelle Belästigung beim WDR: Weiterer ranghoher Mitarbeiter beschuldigt
Köln. Die Vorwürfe der sexuellen Belästigung beim WDR hören nicht auf: Nachdem das Magazin „Stern“ und das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ bereits über zwei Fälle berichtet hatten, soll nun ein weiterer ranghoher Mitarbeiter mehrere Frauen bedrängt haben.
Das melden „Stern“ und „Correctiv“ am Mittwoch. Der WDR will nach den Vorwürfen alte Fälle aufarbeiten. Einer dieser Fälle beträfe einen dritten ranghohen Mitarbeiter, dem vor eineinhalb Jahren schwere Vorwürfe gemacht worden sein sollen.
Ein entsprechendes Beschwerdepapier liege „Stern“ und „Correctiv“ vor. In diesem heißt es, der Mitarbeiter habe mindestens sieben Frauen bedrängt. Eine Frau etwa habe bei einem Abendtermin mit dem Mann Kolleginnen darum gebeten, mit bei ihr im Hotel zu schlafen, um nicht allein mit ihm an der Bar sitzen zu müssen.
Außerdem wird ihm sexuelle Diskriminierung vorgeworfen. So habe er Frauen für eine bestimmte Aufgabe nicht berücksichtigt, weil er „keine Lust mehr auf die Diskussionen mit den Frauen“ gehabt habe, mit Männern sei es „einfach viel einfacher“, wie es im Beschwerdepapier hieße. Das Dokument sei Ende 2016 an verschiedenen Stellen des WDR persönlich vorgetragen worden. Auch die stellvertretende Intendantin Eva-Maria Michel soll sich mit den Beschwerden befasst und den Mann mit den Vorwürfen konfrontiert haben. Der beschuldigte Mitarbeiter habe die Vorwürfe zurückgewiesen. Auch gegenüber dem „Stern“ sagte er, sich nicht entsprechend geäußert und gehandelt zu haben. Die angeführten Zitate entsprächen nicht seinem Sprachstil.
Das Beschwerdepapier soll zum Schutz der betroffenen Frauen nicht unterzeichnet sein. Bereits im Fall der Mitarbeiterinnen-Belästigung durch einen „bekannten TV-Journalisten“ des WDR blieben die betroffenen Frauen in ihrer Beschwerde lieber anonym. Dadurch hätten sich die Vorfälle nicht konkretisieren lassen und die Anschuldigungen nicht aufgeklärt werden können, sagten Sender-Verantwortliche am Freitag. Zuvor hieß es, dass nicht der Beschuldigte, sondern ein hausinterner Hinweisgeber vom Sender ermahnt worden sei.
Gründe für die Anonymität der betroffenen Mitarbeiterinnen seien Angst und Scham. Im Fall von Machtmissbrauch und sexueller Belästigung durch Vorgesetze spielt die Sorge um die eigene Karriere oft eine große Rolle — insbesondere, wenn die Beschwerden in der Vergangenheit keine Konsequenzen nach sich trugen.