Fall von sexueller Belästigung beim WDR: Eintrag in Personalakte, aber keine Abmahnung

Köln. „Der Stern“ und das Recherchebüro „Correctiv“ berichten über Fälle sexueller Belästigung beim WDR. Konkret geht es um Vorwürfe einer ehemaligen Praktikantin, die sich auf einen langjährigen Auslandskorrespondenten beziehen, der weiterhin für den WDR tätig ist.

Beim WDR erhebt eine Praktikantin Vorwürfe gegen einen langjährigen Auslandskorrespondenten. Foto: Symbol

Foto: Oliver Berg

Er soll die Praktikantin 2012 auf einer Dienstreise in sein Hotelzimmer eingeladen, ihr Champagner gereicht und ihr auf seinem Laptop einen Pornofilm gezeigt haben. Einer anderen Kollegin habe er per E-Mail sexuelle Avancen gemacht und sich dabei selbst als „Alpha-Tier“ bezeichnet. In den Mails habe er geschrieben, dass er immer das bekomme, was er wolle.

Laut Recherchen erhielt der Korrespondent nach der Aufarbeitung des Falles Anfang vergangenen Jahres keine Abmahnung. Die Vorwürfe seien aber in seiner Personalakte vermerkt worden.

Die Praktikantin, die den Fall beim WDR gemeldet hatte, zeigte sich „Stern“ und „Correctiv“ gegenüber enttäuscht. Fernseh-Chefredakteurin Sonia Mikich habe ihr abschließend geschrieben, dass der WDR sexuelle Belästigung nicht toleriere, heißt es. „Aber was“, fragt die ehemalige Praktikantin, „war die Konsequenz für diesen Typen, der mich immer noch anschaut im Fernsehen? Ein paar Gespräche und ein Eintrag in seiner Personalakte.“ Insgesamt sollen in den vergangenen zehn Jahren sieben ähnliche Fälle beim WDR aktenkundig geworden sein.