Sibel Kekilli feiert Comeback: „Ein Oscar wäre der Gipfel“
Schauspielerin Sibel Kekilli feiert mit „Die Fremde“ ein furioses Comeback und darf auf den begehrten Filmpreis hoffen.
Berlin. Ihr zweiter Deutscher Filmpreis, eine feste Rolle im „Tatort“ und in der Vorauswahl für den Oscar: Die Schauspielerin Sibel Kekilli ist die Comeback-Frau des deutschen Filmjahres 2010. „Das war ein ganz besonderes Jahr“, sagte die 30-Jährige. „Ich freu mich vor allem, weil nach ,Gegen die Wand’ mit ,Die Fremde’ wieder so ein Erfolg kam.“ Und was wäre, wenn Feo Aladags Ehrenmord-Drama „Die Fremde“ Ende Februar auch den Oscar gewinnt? „Das wäre der Gipfel des Glücks“, sagt Kekilli.
Ein Comeback mit gerade einmal 30 Jahren? Ihre Debüt-Rolle in Fatih Akins „Gegen die Wand“ (2004) hatte die junge Mimin ohne Schauspielausbildung über Nacht zum Star gemacht und ihr die erste Lola als beste Schauspielerin beschert. Ebenso schnell lernte die frühere Verwaltungsfachangestellte aus Heilbronn auch die Schattenseiten des Ruhms kennen, als die Boulevardpresse in ihrer Vergangenheit wühlte und dabei auf Pornofilme stieß.
Doch die oft leise und scheu wirkende Kekilli, die Privates ungern preisgibt und sich eher selten auf Partys zeigt, ließ sich nicht unterkriegen — eine „Überlebenskünstlerin“ nannte sie die „Frankfurter Rundschau“ einmal. Als Vorbild gibt Kekilli die Box-Legende Muhammad Ali an: „Er ist ein ganz besonderer Mensch, ein Kämpfer, nicht nur im Ring.“
Lob und Preise hagelte es für ihre Darstellung in „Die Fremde“, unter anderem eine Nominierung für den Europäischen Filmpreis. Sibel Kekilli, die sich auch privat gegen sogenannte Ehrenmorde engagiert, mimt in dem Film eine Deutsch-Türkin, die ihr eigenes, selbstbestimmtes Leben leben will.
Dass sie in diesem Jahr zudem einen festen Platz im Kieler „Tatort“-Team bekam, freut die Schauspielerin noch aus einem anderen Grund: Die Idee, ihr den Namen Sarah Brandt zu geben und ihre eigene Abstammung keine Rolle spielen zu lassen, sei vom Sender gekommen. „Ich fand das toll. Das heißt nicht, dass ich meine türkischen Wurzeln verleugne, aber ich bin eine Deutsche“, sagte sie. „Es zeigt, dass man mich als Schauspielerin wahrnimmt.“
Die Wahl-Hamburgerin hat noch viel vor in ihrer Karriere. Nur das Theaterspielen, das hat noch Zeit — „da traue ich mich noch nicht ran“, sagt sie. Bei ihrer Filmpreis-Dankesrede im April dieses Jahres legte Kekilli einen denkwürdigen Barfuß-Auftritt hin und bewarb sich bei den Filmschaffenden um weitere Rollen.
Die Expertin für die harten Stoffe betonte immer wieder, dass sie endlich auch mal in einer Komödie mitspielen wolle. Schauspiel-Kollege Matthias Schweighöfer erhörte sie und engagierte sie für sein Regiedebüt „What A Man“, das zuletzt in Frankfurt abgedreht wurde. „Eins plus! Ja, sie kann das auch!“, sagte er über das komische Talent seiner Kollegin. Und die fand: „Es ist entspannter, am Set mal nicht zu weinen.“