1700 Polizisten im Einsatz Sicherheit Alaaf: Köln feiert unter Polizeischutz Silvester
Köln (dpa) - Es scheint, als bewege sich der Boden unter den Füßen. Wörter wie „Frieden“, „Heimat“ und „Umsicht“ sind auf die Kölner Domplatte projiziert. Manchmal bewegen sie sich und man denkt, man steht auf einem schwankenden Schiff.
Es ist eine sehr symbolische Art, wie Köln den Jahreswechsel in diesem Jahr zelebriert. Denn schon vor einem Jahr sind nahe des Kölner Doms einige Dinge ins Wanken geraten - die deutsche Willkommenskultur, das Vertrauen in die Polizei, auch irgendwie das viel beschworene kölsche Lebensgefühl. Enthemmte Männergruppen gerieten außer Rand und Band, zündeten wie wild Feuerwerk, begrapschten und beraubten Frauen. Unter den Beschuldigten waren viele Flüchtlinge. Die Ereignisse sorgten international für Entsetzen.
In diesem Jahr wollten Stadt und Polizei alles besser machen, seit Monaten liefen die Vorbereitungen. Die Welt werde an dem symbolträchtigen Tag nach Köln schauen, hieß es. Deswegen hat man auch den Berliner Lichtkünstler Philipp Geist engagiert, um die Gegend um den weltbekannten Dom mit Licht, Nebel und sphärischen Klängen zu einer Attraktion zu machen. Die Kölner konnten vorher Begriffe einschicken, die sie auf dem Boden und an den Häusern lesen wollen - herausgekommen sind Wörter wie „Brücken“ oder „Umsicht“. Jemand hat auch „Höhner“ vorgeschlagen, die Band, die „Viva Colonia“ singt. Ein bisschen Karneval muss in Köln eben immer sein.
Was die Welt an Silvester 2016 in Köln allerdings auch sieht, ist sehr viel Polizei. Zunächst sind 1500 Beamte planmäßig im Einsatz, zehnmal so viele wie vor einem Jahr. In Trupps laufen sie etwa über die Domplatte, die in diesem Jahr von Absperrgittern umringt ist. An den Einlassstellen werden Taschen auf Feuerwerk kontrolliert - es gilt eine „böllerfreie Zone“.
Die Kölner konnten vorher Begriffe einschicken, die sie auf dem Boden und an den Häusern lesen wollen - herausgekommen sind Wörter wie „Brücken“ oder „Umsicht“. Jemand hat auch „Höhner“ vorgeschlagen, die Band, die „Viva Colonia“ singt. Ein bisschen Karneval muss in Köln eben immer sein.
Einen halben Tag später lobt Polizeipräsident Jürgen Mathies die Arbeit seiner Kollegen. Durch konsequentes Einschreiten der Polizei seien ähnliche Straftaten wie in der vorhergehenden Silvesternacht verhindert worden, zieht er am Neujahrstag Resümee. „Wir hatten Personengruppen, die vergleichsweise aggressiv waren“.
Es ist eine Silvesterfeier unter Aufsicht. Wer aus dem Hauptbahnhof kommt, läuft in die Arme von Polizisten. Was viele nach der ganzen Vorgeschichte überrascht: Kurzzeitig sieht es aus, als braue sich tatsächlich etwas zusammen. Junge Männer werden von Beamten eingekreist und kontrolliert, die Polizei sagt, sie ähnelten äußerlich „der Klientel vom vergangenen Jahr“ - vor allem aus Nordafrika.
Polizeipräsident Mathies spricht von 1000 Personen, er habe Verstärkung angefordert. „Sie werden von uns befragt, und wir werden ihre Identität feststellen. Es wird keiner zu früh gehen.“ Konsequentes Einschreiten hatte er in den Wochen vorher immer wieder angekündigt und eine Art Sicherheitsgarantie für die Domumgebung abgegeben. Die will die Kölner Polizei mit allen Mitteln einlösen. Eine gewisse Anspannung ist ihr dabei anzumerken.
Später vor der Presse verwahrt sich der Polizeipräsident gegen Kritik, etwa den Vorwurf des „racial profiling“, womit ein gezieltes polizeiliches Vorgehen nach ethnischen Gesichtspunkten bezeichnet wird. Es sei um das Verhalten dieser Männer gegangen, betonte er. „Der ganz überwiegende Teil war so, dass mit drohenden Straftaten zu rechnen war“, sagte Mathies. Dies habe die Polizei verhindert. Im übrigen seien genauso auch Deutsche überprüft worden.
Die allerbesten Voraussetzungen für eine ausgelassene Party sind die strengen Vorkehrungen eigentlich nicht. Wobei man aber auch sagen muss, dass unter normalen Umständen kaum ein Kölner auf die Idee kommt, auf der recht zugigen Domplatte ins neue Jahr zu feiern. Pünktlich zu Mitternacht ist sie dennoch einigermaßen gefüllt.
„Wir finden die Multimedia-Show wirklich schön“, sagt Arnald, der aus Barcelona kommt und auf Städte-Trip in Köln ist. Er hatte sich schon irgendwie gedacht, dass das mit den Ereignissen von vor einem Jahr zusammenhängt. Die seien auch Thema in Spanien gewesen. „Der Vermieter unseres Apartments hat auch gesagt: Geht da lieber nicht hin“, berichtet er. „Vielleicht passiert noch mal das Gleiche.“