Sicherheit: Warnschilder lernen sprechen
Ein neues System soll Lkw-Unfälle in Autobahnbaustellen verhindern. Die Fahrer werden per Funk direkt angesprochen.
Düsseldorf. Warnlichter blitzen, Hinweispfeile blinken: Viele Signale warnen auf deutschen Autobahnen vor Baustellen. Trotzdem kommt es immer wieder zu Unfällen, weil besonders Lastwagenfahrer nicht rechtzeitig bremsen oder zu spät die Spur wechseln. Als erstes Bundesland hat Nordrhein-Westfalen versucht, die Zahl der Unfälle mit einem neuen Warnsystem zu verringern. Anderthalb Jahre nach der Pilotphase sagen die Behörden: Die Funkwarner sind ein Erfolg.
Nur ein paar Zentimeter groß ist der Sender, der an Warnschildern vor Baustellen oder auf Verkehrshütchen montiert ist. Über den bei Fernfahrern beliebten CB-Funk ertönt 350 Meter im Voraus eine Frauenstimme: „Achtung Gefahrenstelle!“ Besonders wenn viele Lastwagen dicht nacheinander fahren, übersehen die hinteren Fahrer die optischen Signale an Baustellen und reagieren zu spät. Die Ansage soll sie rechtzeitig auf das Fahrmanöver vorbereiten.
In mehr als 20 Sprachen kann die Achtungsmeldung ausgegeben werden und erreicht so zeitgleich Deutsche, Polen, Holländer und Russen auf ihren eigenen Funkkanälen.
„Wir haben festgestellt, dass fast alle Lkw-Fahrer aus dem Ausland den klassischen CB-Funk nutzen, um sich darüber zu unterhalten“, sagt Gerhard Baumbach von der Nürnberger Firma B&E Nachrichtentechnik, die das System entwickelt hat.
In Nordrhein-Westfalen zeichnen sich Erfolge ab. „Wir bemerken einen deutlichen Rückgang von Unfällen. Die Lkw fädeln sich deutlich früher in die richtige Spur ein“, versichert Michael Höhne. Er leitet beim Landesbetrieb Straßenbau den Stab für Arbeitssicherheit im Straßenverkehr und bangt täglich um die Sicherheit seiner Kollegen.
Straßenwärter haben dem Landesbetrieb zufolge ein 13-fach höheres Todesrisiko als ein durchschnittlicher Arbeitnehmer und damit einen der gefährlichsten Jobs in Deutschland. In diesem Jahr hat es bislang an Baustellen durch Lkw elf Auffahrunfälle mit Verletzten gegeben, das sind deutlich weniger als die 24 im vergangenen Jahr. Nicht nur an Baustellen, sondern auch an anderen staugefährdeten Orten funken die Sender direkt in die Fahrerkabinen. Streudienste und Feuerwehrleute können die Sender inzwischen per Handy aktivieren. Dann funkt die Stimme in der Kabine: „Bilden Sie eine Gasse — es folgen Einsatzfahrzeuge!“