Sie kurz und er lang — Verkehrte Welt bei den Frisurentrends
Köln (dpa/tmn) — Der Retro-Trend in der Mode geht weiter. Die Stylisten schrecken dabei vor nichts zurück. Auch nicht vor Rod Stewarts Frisur in den 70er Jahren. Seine nackenlangen Haare sind der Herren-Trend in diesem Winter.
Und die Frau schneidet ihre Mähne ab.
Das wird sicher nicht allen Frauen gefallen — aber die eine oder andere ist vielleicht so mutig: Haare ab heißt das Motto der Friseure in diesem Herbst und Winter. „Bei den Kurzhaarschnitten sind die Ohren jetzt leicht bedeckt, der Pony ist länger und wird gelegt“, beschreibt Franz-Josef Küveler vom Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks in Köln die Trendfrisur. Das Deckhaar ist entweder durchgestuft oder länger.
Stilvorbilder sind die Schauspielerinnen Ginnifer Goodwin (Serie „Once upon a time“) und Carey Mulligan („Der große Gatsby“). Die selbstbewusste Geschäftsfrau tritt laut Friseurmeister Jens Dagné aus Worms mit einer geometrischen Kurzhaarfrisur auf. „Expressive Color-Kicks in Kupfer und Petrol machen aus dem scheinbar konservativen Style einen Eyecatcher“, sagt der Vorstand der Friseurvereinigung Intercoiffure Deutschland. Eine Alternative mit längerem Haar ist der Bob, oder für alle, die lange Haare behalten wollen, der „Faux Bob“ — der falsche Bob. „Dazu wird das Haar unten in einer Rolle eingedreht und mit Nadeln festgesteckt“, erläutert Nikolaos Perdikis, Friseur für Paul Mitchell.
Flechtfrisuren sind nach wie vor in Mode. „Sie passen zu fast jedem Outfit“, sagt der Friseurmeister. Darunter haben die Friseure als Varianten für diese Saison besonders die geflochtenen Seiten oder einen Fischgrätenzopf vorgesehen. Der Chignon ist daneben vom Frauenkopf nicht mehr wegzudenken. „Aber jetzt wird der Knoten nicht mehr klassisch gesteckt, sondern es wird zunächst ein Fischgrätenzopf geflochten, der dann als Chignon festgesteckt wird“, so Perdikis.
Die Farben orientieren sich an der Jahreszeit. „Die Haare sollen wie das Herbstlaub in warmen Braun- und Kupfertönen leuchten - und zwar Ton in Ton“, sagt Friseurmeister Küveler. „Es wird die ganze Palette der Rottöne kommen, sogar Himbeerrot und Violett-Töne“, ergänzt Perdikis.
Wo die trendige Frau die Haare kurz schneidet, sollte der Mann das Gegenteil machen: Sie wachsen lassen. „Hier sind die Ohren bedeckt, das Haar wird nackenlang getragen - so wie Rod Stewart es in seinen besten Zeiten hatte“, beschreibt Küveler. Der Geschäftsmann aber braucht laut Küveler einen Kurzhaarschnitt mit sauberen Konturen.
Eine Variante könnte ein Schnitt mit langem Deckhaar - etwa bis zu den Ohren - wie bei den Poppern in den 80er Jahren sein. Perdikis erwartet ein Revival der Pilzköpfe wie bei den Beatles. Sowohl für Männer als auch für Frauen gilt: Der Undercut mit den extrem kurzen Seiten ist out.