Silvester- und Neujahrsbräuche aus aller Welt

Berlin (dpa) - Für Christen in aller Welt beginnt am 1. Januar das neue Jahr. Andere Länder, andere Sitten:

SPANIEN: Hier ist es üblich, dass in der Silvesternacht um Mitternacht die zwölf Glockenschläge von einer Turmuhr auf dem Platz Puerta del Sol im Herzen von Madrid vom Fernsehen ins ganze Land übertragen werden. Zu jedem Glockenschlag essen die Spanier je eine Weintraube. Dies soll für das neue Jahr Glück bringen. Die zwölf „uvas de la suerte“ (Weintrauben des Glücks) gibt es abgezählt in Plastiktütchen oder auch in kleinen Konservendosen zu kaufen.

ÖSTERREICH: Bleigießen ist vor dem Jahreswechsel ebenso beliebt wie das Schenken von Glücksbringern. Kleine Schweine oder andere Figuren - teilweise auch aus Schokolade und Marzipan - sind dabei sehr verbreitet. Ein großes Feuerwerk um Mitternacht gehört in Österreich genauso zur Tradition wie ein Glas Sekt. Ist der Countdown zum neuen Jahr abgelaufen, schallt der Donauwalzer aus Fernsehen und Radio. Traditionell tanzen die Menschen ins neue Jahr. Wien verwandelt sich zur Partymeile und lockt mit einem eigenen „Silvesterpfad“ jährlich bis zu 800 000 Menschen in die Innenstadt.

SLOWAKEI: Die slowakische Hauptstadt Bratislava hat den „Silvesterlauf über die Brücken Bratislavas“ als neue Tradition eingeführt. In einer Art Mini-Marathon von 10 000 Metern wird über alle Donaubrücken zwischen dem Nord- und Südteil der Stadt hin- und hergelaufen. Dieses Jahr sind aber nur vier der eigentlich fünf Brücken einbezogen, weil die älteste wegen Bauarbeiten gesperrt ist.

TSCHECHIEN: Zu Silvester fließt der Schaumwein in Strömen. Dazu werden meisterhaft belegte kleine Baguettestücke gereicht, die „chlebicky“ heißen. Um Mitternacht ertönt im Fernsehen die Nationalhymne. Feuerwerkskörper verwandeln das Prager Stadtzentrum in in einen wahren Hexenkessel. Das professionelle Neujahrsfeuerwerk der Stadt Prag am 1. Januar lockt Tausende an die Moldau.

BULGARIEN: Am Neujahrstag vertreiben die Bulgaren die bösen Geister. Als Ungeheuer verkleidete Männer, „Kukeri“, tanzen in großen Gruppen und schrecken Vampire ab. Mit Angst einjagenden Holzmasken und lautstarkem Läuten von Glocken, die auf ihren tierähnlichen Fellkostümen hängen, wollen sie das Unglück verjagen. Damit sollen im neuen Jahr eine reiche Ernte und Wohlergehen gesichert werden.

RUMÄNIEN: Zu Neujahr sind verschiedene Glücksbringer-Rituale typisch: Oft tummeln sich Kinder mit einem neugeborenen Lamm unter dem Arm auf Straßen und Märkten - es soll Glück bringen, das Lämmchen zu streicheln, das traditionell „Vasilica“ genannt wird. Wer das will, muss allerdings eine Kleinigkeit zahlen.

GRIECHENLAND: Böller und große Feuerwerke sind zu Silvester in Griechenland nicht so verbreitet. Stattdessen spielen die Familien zu Hause Karten und andere Glücksspiele. Es gilt: Wer gewinnt, hat Glück das ganze Jahr hindurch. Wer verliert, hat Glück in der Liebe. In Griechenland und Zypern kommt der interessanteste Brauch am 6. Januar. Gläubige feiern mit einem Sprung ins Wasser die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer und die Erscheinung des Heiligen Geistes. Mit diesem Ritus sollen auch böse Dämonen vertrieben werden.

PHILIPPINEN: Silvester springen Kinder und Erwachsene möglichst viel in die Luft - angeblich regt das an diesem Tag das Wachstum an. Alle Türen und Fenster werden auf und die Lampen angemacht, auf die Fensterbänke und in alle Hosen- und Jackentaschen kommen Münzen - das garantiert nach der Überlieferung Wohlstand im kommenden Jahr. Beim Silvesterfestessen muss ein Korb mit zwölf runden Früchten auf dem Tisch stehen - das bringt Glück und Gesundheit. An die Tür kommt ein Strang Weintrauben - der bleibt hängen bis zum nächsten Silvester. Und - ein Überbleibsel der spanischen Kolonialherren: Um Mitternacht werden zwölf Weintrauben verspeist.

SÜDAFRIKA: Die Menschen am Kap starten mit Karneval ins neue Jahr. Höhepunkt ist am 2. Januar der bunte, von vielen Trommeln geprägte Umzug von Karnevalsgruppen durch die Stadt unter dem Tafelberg. Das Spektakel der etwa 10 000 Teilnehmer in fantastischen Kostümen, Tanzgruppen, Bands und Chören geht auf den „Emancipation Day“ zurück, der Tag, an dem die Sklaven in Südafrika in den 1830er Jahren freigelassen wurden. Meist säumen in Kapstadt mehr als 100 000 Menschen die Straßen zum Stadion, wo karnevalistische Tanz- und Gesangswettbewerbe stattfinden.

USA: In der Bucht von San Francisco stürzen sich für das traditionelle Alcatraz-Schwimmen am Neujahrstag Schwimmer in den rund zehn Grad kalten Pazifik. Seit 1967 läuten jedes Jahr rund 100 Mitglieder von zwei Schwimmclubs das Neue Jahr mit dieser Tradition ein. Am 1. Januar, wenn die Gezeiten günstig sind, starten sie von der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz und nehmen Kurs auf San Francisco. Die Schnellsten legen die gut zwei Kilometer lange Strecke in einer halben Stunde zurück.