Silvio Berlusconi: Der Zensor

Silvio Berlusconi gibt sich als Mann, der aufräumt. So brüstet sich der italienische Ministerpräsident gern damit, tatkräftig das organisierte Verbrechen zu bekämpfen.

Noch nie, so tönt der 73-Jährige, seien so viele Mafia-Bosse verhaftet und Mafia-Besitztümer beschlagnahmt worden wie in den letzten zwei Jahren seiner Amtszeit. Dumm nur, dass Italien noch immer so etwas wie ein Pseudonym für die Mafia ist.

Berlusconi passt das nicht in den Kram. Doch er glaubt, die Übeltäter ausgemacht zu haben. Schuld am schlechten Ruf Italiens seien Autoren wie Roberto Saviano, dessen Weltbestseller "Gomorrha" einen Einblick in das organisierte Verbrechen gibt.

Das sei alles maßlos übertrieben, unkt der Regierungschef und übt sich in Zensur. Mit den wilden Geschichten würde der Mafia eine Bedeutung gegeben, die diese gar nicht habe, sagt Berlusconi und ruft die heimischen Literaten zum Schweigen auf. Dass Saviano von der Mafia mit Mord bedroht wird und seit fast vier Jahren unter Polizeischutz steht, blendet der beim Volk so beliebte Ministerpräsident aus.

Saviano überlegt derweil, den Verlag zu wechseln. Denn der gehört - natürlich - zum Medienimperium Berlusconis.