Sir Bob Geldorf: Musik, Mission und Rittertitel

Als Sänger von „The Boomtown Rats“ wurde Bob Geldof berühmt. Heute, Mittwoch, wird der politisch engagierte Ire 60 Jahre alt.

London/Frankfurt. Sein Megahit „I Don’t Like Mondays“ rettet bis heute so manche Party. Mit dem Dauerbrenner, den er noch mit seiner Band The Boomtown Rats aufgenommen hatte, schrieb Bob Geldof Musikgeschichte. Die Nachricht, dass der irische Sänger seinen 60. Geburtstag am Mittwoch auf einer Konzertbühne feiert, dürfte dennoch viele überraschen.

Geldof tourt in den nächsten Wochen mit seinem ersten Soloalbum seit zehn Jahren durch Europa. Die Öffentlichkeit nimmt den mehrfachen Anwärter auf den Friedensnobelpreis seit längerem vor allem als Polit-Aktivisten wahr. Afrika und der Schuldenerlass für die Dritte Welt sind die Themen des Hauptinitiators von Bandprojekten wie Band Aid und Live Aid, der für sein Engagement von der Queen zum Ritter geschlagen wurde.

„Ich habe nie aufgehört, Musik zu machen“, stellt Geldof klar. „Um den politischen Kram kümmere ich mich, weil mich das interessiert. Aber mein Ding ist die Musik.“ Mit Selbstironie beschreibt er am Beispiel einer der geplanten sieben Tourstationen in Deutschland seinen veränderten Status als Rockstar: „Die meisten Menschen werden überrascht sein, wenn ich in Mannheim auftauche: Am Mittwochabend ist Bob Geldof in Mannheim... Aha, und was macht er da?“.

Als Geldof kürzlich in Washington und New York auftauchte, überraschte das niemanden. „Ich war beim Frühjahrstreffen von IWF und Weltbank und anschließend bei der UN-Vollversammlung“, sagt er. Was Geldof bei den Mächtigen erlebte, klingt bedrohlich: „Sie sagen dir das nicht im Fernsehen, aber hinter den Türen herrscht große Angst“, schildert er, wie seiner Meinung nach die Welt „den Bach runtergeht“.

Es gebe keinen Politiker auf der Welt, dem er Führungskraft attestieren könne. Geldofs Entspanntheit und gute Laune stehen eigentlich im Widerspruch zu dem, was der Rocker berichtet.

Vielleicht hat der Wahl-Londoner nach privaten Schicksalsschlägen, die er in einem späteren Interview als „fast Shakespearsche Tragödie“ bezeichnete, gelernt, sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Paula Yates, seine erste Frau und Mutter seiner drei Töchter, verließ ihn für Michael Hutchence. Drei Jahre nach dem mysteriösen Tod des INXS-Sängers starb sie 2000 an einer Überdosis Drogen. Tochter Peaches Geldof geriet ebenfalls mehrfach mit Drogen in die Schlagzeilen.

„Es ist schon lustig, dass ich so viele Jahre warten musste, bis ich kapiert habe, was es bedeutet, glücklich zu sein“, beschreibt Geldof zum Geburtstag sein Lebensgefühl, das sich auch auf der neuen CD niederschlage. „Es ist das genaue Gegenteil meines letzten Albums, das sehr dunkel und kalt war.“

Auch wenn er in seiner Musik Persönliches preisgibt, sieht er sie nicht als Spiegelbild seines Privatlebens. „Ich schreibe Songs als selbstadressierte Postkarte meiner Psyche.“ Auch mit 60 spürt Geldof noch „die Verweigerungshaltung des Punk“ in sich. „Das Problem mit dem Idealismus ist, dass du alt wirst. Aber meine Haltung ist immer die geblieben, alles infrage zu stellen.“