Sixties-Stil sorgt für sommerliche Kurvenwunder
Berlin (dpa/tmn) - Die derzeit angesagte Mode im Retrostil der 60er Jahre lebt von Pfunden, Kurven und Rundungen. Denn ihre Schnitte und Formen lenken von Schwachstellen ab und betonen die richtigen Stellen.
Im Sommer kommt man in der XXL-Mode daran nicht vorbei.
Dieser Modestil ist wie geschaffen für weibliche Rundungen und setzt besonders die Vorzüge großer Größen gekonnt in Szene: Die Schnitte und Formen der 60er Jahre sind in diesem Sommer angesagt. Die Kult-Fernsehserie „Mad Men“ hat Lust auf die Sixties-Kleider gemacht und inspirierte Designer zur Neuauflage von Kleidern zum Wickeln oder in A-Linienform. „Diese Kleider stehen in der richtigen Passform und der optimalen Länge einfach jeder Frau“, sagt Designerin Gesine Wessels aus Berlin.
Aber Wessels betont: „Was nicht bedeuten soll, dass jedes Kleid für jede Frau dasselbe Optimum ist.“ Frauen mit großen Größen sollten grundsätzlich weder zu enge noch zu weite Sommerkleider tragen, rät der Modeberater Andreas Rose aus Frankfurt. Denn beides könne die Figur unvorteilhaft betonen. Die schwierige Mitte trifft etwa ein Wickelkleid, das lockerer oder enger um die Taille gebunden wird.
„Ausgestellte Wickelkleider vermögen auch dort eine schlanke Körpermitte zu mogeln, wo eigentlich nur wenig Taille vorhanden ist“, erläutert Wessels die Vorzüge. Dadurch werde eine schmeichelhafte Sanduhr-Silhouette modelliert.
„Inspiriert sind die klassischen Seiden- und Wickelkleider von Vintage-Prints aus den Furstenberg-Archiven. Diane von Furstenberg lässt den Grafik-Trend der 60er Jahre wieder aufleben“, sagt Rose.
Dunkle, gedeckte Farben, wie etwa bei Otto oder Sallie Sahne zu sehen, sind Klassiker in der XXL-Mode. Im Trend seien in diesem Jahr aber auch kräftige Farben wie Grasgrün, Royalblau oder Sonnenblumengelb, erläutert Rose. Sie würden ein sommerliches Lebensgefühl vermitteln - unifarben oder mit Muster.
Ulla Popken nutzt etwa Stoffe mit abstrakt gedruckten Blumenmustern, S.Oliver hingegen ein dunkles Kleid mit klassischem Blumenmuster. „Gerade Damen mit fraulicheren Formen steht dieser Look besonders gut“, empfiehlt der Modeexperte Rose. Die Muster sollten allerdings großflächig sein.
Ein weiteres Retro-Modell, dass geradezu sichtbare Rundungen verlangt, sind die A-Linien- oder Trapezkleider. „Dies war die bevorzugte Silhouette in den 60er Jahren. Damals trugen Stilikonen wie Twiggy weit fließende, oft bunte Kleider ohne Taille und mit schmalen Schultern“, erläutert Rose.
Zugegeben, das Magermodell Twiggy hatte nicht viele Rundungen und sie konnte folglich die Vorzüge dieser Modelle nicht nutzen: Man kann eine tolle und große Oberweite charmant und unaufdringlich in Szene setzen. Denn die trapezförmigen Kleider liegen zumeist bis unter die Brust eng an oder sind dort extra abgenäht. Nach unten laufen sie dann weit aus - und das ausgestellte Rockteil legt sich fast unauffällig über breite Hüften und Schenkel sowie über ein Bäuchlein. „Dieser Schnitt lässt kleine Frauen größer wirken und mogelt einige Kilos weg“, erläutert Rose.
Neben dem Schnitt eines Kleides hilft grundsätzlich auch die Kleidlänge, Pfunde zu kaschieren, erläutert Wessels. „Wie vorteilhaft ein Kleid aussieht, hängt immer auch von der Länge ab. Der Saum sollte stets an einer Stelle enden, von der aus das Bein schmaler wird.“ Hat man beispielsweise kräftige Knie, sollte der Saum etwa bis zur Wade reichen, von der aus das Bein wieder schmaler wird.
Andreas Rose hat noch weitere Tipps für den Kauf des optimalen Sommerkleides: „Frauen mit großen Größen sollten zu weich fließenden Kleidern aus farbigen und leichten Stoffen greifen und immer die schmalste Stelle am Körper betonen.“
Schmal geschnittene Kleider, etwa ein Etuikleid, sollte man nur tragen, wenn die Körperproportionen harmonisch sind. „Besitzt eine Frau im DOB-Bereich eine andere Konfektionsgröße als bei Hosen und Röcken, sollte vom Tragen eines Etuikleides abgesehen werden“, rät die Stylistin Maria Hans aus Hamburg.
Gesine Wessels Experten-Tipp für alle, die mit dem Kauf eines solch figurnahen Kleides liebäugeln: „Man sollte auf jeden Fall darauf achten, dass ein Etuikleid gut geschnitten ist, und zwar so, dass es unter der Brust direkt wieder eng am Körper anliegt. Auch vorzeigbare Beine sind natürlich von Vorteil.“
Zu den Sixties-Kleidern passen Slingpumps, High Heels und Peeptoes in allen Varianten, rät sie. „Wer's lieber flach mag, kann aber auch Ballerinas oder edle Zehensandalen kombinieren.“ Schuh-Modelle mit Schnürungen und breiten Fesselriemen schmeichelten hingegen nicht, da diese die Beine optisch verkürzen.
Bei der Wahl der passenden Accessoires rät Maria Hans stilgetreu zum Klotzen statt zum Kleckern: „Eine hübsche, lange Kette mit großem Anhänger oder ein üppiges Collier sieht bei höheren Konfektionsgrößen besser aus als kurzer, filigraner Schmuck.“ Das gilt auch für die Tasche: Weniger schlanke Frauen wählen lieber ein größeres Modell.