Sieben Tonnen in Deutschland So viel Kokain sichergestellt wie nie zuvor
Hamburg/Wiesbaden (dpa) - Zoll und Polizei in Deutschland haben in diesem Jahr so viel Kokain sichergestellt wie nie zuvor. Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden rechnet mit einer Menge von knapp sieben Tonnen und damit mehr als dreimal so viel wie im vergangenen Jahr.
Eine Sprecherin des BKA bestätigte am Mittwoch einen Bericht des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Südamerikanische Kokain-Produzenten und internationale Schmugglernetzwerke überschwemmten den europäischen Markt, sagte BKA-Rauschgiftbekämpfer Christian Hoppe dem NDR. „Offensichtlich verfahren die Täter nach dem Motto: Angebot schafft Nachfrage.“ Hoppe erwartet deshalb auch einen steigenden Konsum in Deutschland, wie er dem Sender weiter sagte.
Der Leiter des Zollfahndungsamtes Hamburg, René Matschke, erklärte, die Preise für Kokain seien in den vergangenen Jahren stark gesunken. Die Droge sei inzwischen schon für 50 oder 60 Euro pro Gramm zu haben, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in der Hansestadt. Kokain sei im Augenblick „keine Schickimicki-Droge mehr“.
Auch weltweit wird 2017 laut BKA bei der Sicherstellung von Kokain den Rekord des vergangenen Jahres wahrscheinlich übertreffen. 2016 waren global insgesamt rund 582 Tonnen beschlagnahmt worden. Zugleich seien 2017 aber die Fallzahlen bei den Sicherstellungen zurückgegangen, teilte das Bundeskriminalamt weiter mit.
Die größte Menge der in Deutschland sichergestellten Koks-Lieferungen kam laut Zoll in Hamburg und Bremerhaven an. „Die Großmengen gehen nun mal über Schiffscontainer rein“, erklärte Matschke. Der Reinheitsgehalt der in Hamburg gefundenen Drogen liege meist bei etwa 80 Prozent. Wie viel so ein Stoff schließlich auf der Straße kostet, hängt auch davon ab, wie sehr er gestreckt wird.
In Hamburg wurden 2016 rund neun Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen. Die Zollfahnder suchen sich darunter auffällige Ladungen raus und überprüfen sie. Es sei ein Erfolg, dass die Täter Geld verlieren, wenn Schmuggelware sichergestellt wird, sagte Matschke. Aber jede abgefangene Sendung ersetzten die Täter durch eine neue Lieferung. „Es wäre unehrlich zu behaupten, wir würden den Markt groß beeinflussen.“
Die gängigste Methode ist derzeit das sogenannte Rip-off-Verfahren. Dabei werden Kokain-Pakete in großen Taschen in die Container gestellt, um im Hafen schnell an die Drogen heranzukommen. Doch oft sind die Täter auch sehr erfinderisch: „Wir hatten in der letzten Zeit Kokain versteckt in Holzkohle - kleine schwarz angemalte Stücke Kokain“, berichtet Matschke. Auch Kokain, das in alte Möbel eingepresst worden sei, hätten die Beamten entdeckt. Verschickt wird das Kokain meist von südamerikanischen Banden. Kommt es in Deutschland an, wird es von europaweit agierende Banden weiterverteilt.