„Social Sitter“ für das Facebook-Profil und Freunde-Verkäufer bei Ebay

Im Internet kann man sich Beliebtheit kaufen. Einen Betreuer für das verwaiste Facebook-Profil gibt’s dagegen gratis.

Düsseldorf. Urlaub, Geschäftsreise, Kuraufenthalt — früher brauchte man in solchen Fällen nur jemanden, der die Blumen gießt. Heute muss man sich auch noch um sein virtuelles Leben im Internet kümmern. Eine Hamburger Kreativagentur bietet da Hilfe an. Ihre „Social Sitter“ vertreten Nutzer kostenlos auf Facebook, wenn diese längere Zeit abwesend sind.

Wer den Dienst für einige Tage oder Wochen nutzen möchte, muss sich nur zwischen fünf Typen entscheiden: etwa dem tageslichtscheuen Computerfreak Dustin oder der vitalen Hausfrau Renate. Jeder von ihnen entfesselt dreimal täglich wahre Rhetorik-Feuerwerke auf der Pinnwand des Auftraggebers. Kostprobe von Dustin: „Sonne ist das, was auf’m Monitor spiegelt, oder?“

Dass in Wirklichkeit automatisierte Datenbanken dahinter stecken, räumt die Agentur freimütig ein. Sie wollte damit eigentlich nur ihre Internetaffinität unter Beweis stellen. „Bislang haben aber bis zu 2000 Leute gleichzeitig die Social Sitter genutzt“, sagt Agentursprecher Thomas Stritz.

Ernst gemeint ist dagegen folgendes Geschäftskonzept: Bei Online-Auktionshäusern und in Suchmaschinen gibt es Anbieter, die Freunde für Facebook oder den Nachrichtendienst „Twitter“ verkaufen. So werden bei Ebay 500 neue Freunde für sieben bis 55 Euro angeboten. Auf privaten Seiten sind Pakete mit 10 000 Freunden auch schon mal für 15 000 Euro zu haben. Natürlich versichern die Händler, dass echte Menschen hinter den Nutzerprofilen stecken.

Kunden sind meist Firmen, die sich bei Facebook schneller bekannt machen wollen. Denn wer viele Freunde hat, erreicht ein großes Publikum. Susanne Fiederer, Geschäftsführerin der Düsseldorfer Social Media-Agentur Impressions, lehnt den Freundeskauf allerdings ab. „Die virtuelle Gemeinde wird das durchschauen und solche Unternehmen unerbittlich bestrafen.“