Sonya Kraus: „Ich bin eine wilde Hilde“

Sonya Kraus über ihre Gripsshow, das Klischee von der naiven Blondine und ihren Alltag als berufstätige Mutter.

Berlin. Sonya Kraus machte ihr Abitur mit der Note 1,6 — doch sie kokettiert gerne mit dem Klischee vom naiven Püppchen, wenn sie in knappen Klamotten Fernsehshows moderiert oder in Büchern wie „Baustelle Body“ ihren Leserinnen Stylingtipps gibt. Jetzt führt die 39-Jährige ausgerechnet durch eine Gripsshow: In „Der große Sat.1 IQ-Test 2013“ (Freitag, 20.15 Uhr, Sat.1) treten sechs Teams und sechs Prominente zum Intelligenzvergleich an.

Haben Sie Ihren eigenen IQ mal getestet?

Kraus: Im Biologie-Leistungskurs an der Schule haben wir mal einen IQ-Test gemacht, da habe ich ein sehr gutes Ergebnis eingestrichen — 132 oder so. Inzwischen weiß ich aber, dass sich der Intelligenzquotient verändert. Das Gehirn ist wie ein Muskel, den man trainieren kann. Und es war bei mir in der Lernphase sicherlich trainierter als jetzt mit Stilldemenz (lacht).

Wie schwierig ist es, als Mutter zweier Kinder den Fernsehjob und das Privatleben zu koordinieren?

Kraus: Es ist eine Katastrophe. Kind und Karriere zu vereinbaren ist für die Frau immer noch schwieriger als für den Mann. Es ist eine sehr interessante Erfahrung, wie man in die klassische Rolle reingedrängt wird, weil Mutter Natur in puncto Organisation, Verantwortungsgefühl und Nestpflege die Talente sehr ungerecht zwischen Mann und Frau verteilt hat. Ohne die unbezahlbare Hilfe meiner Mutter wäre das alles ein Ding der Unmöglichkeit.

Müssen Sie beruflich kürzer treten als früher?

Kraus: Ich jammere natürlich auf einem ganz hohen Niveau, ich habe es so viel besser als eine Mutter, die zurück im Berufsleben acht Stunden lang an der Kasse sitzen muss. Ich bin dankbar für meinen Job und mache ihn gerne. Oft denke ich mir sogar: Hurra, heute ist ein Arbeitstag — das ist für mich mittlerweile fast wie Urlaub, denn die Arbeit mit den Kindern ist zwar wahnsinnig schön, aber auch wahnsinnig anstrengend.

Dann lassen Sie sich doch für eine Realityshow filmen. . .

Kraus: (lacht) Nein, dieses Angebot musste ich schon zweimal ablehnen, das ist nicht mein Ding. Mein Privatleben wäre auch gar kein Quotenknüller, denn ich bin privat sehr bodenständig und darauf bedacht, dass ich meine Ruhe habe.

Gibt es Bildungslücken, die Sie unverzeihlich finden?

Kraus: Die völlige Ahnungslosigkeit mancher Leute bei politischen oder geschichtlichen Themen ist dramatisch und peinlich. Es ist unverzeihlich, ganz hinterm Mond zu leben und nicht zu wissen, wer meinetwegen Angela Merkel ist. Ein bisschen informiert zu sein, gehört einfach dazu.

Muss man intelligent sein, um im Fernsehen Karriere zu machen?

Kraus: Um Karriere zu machen vielleicht nicht — wie wir mittlerweile wissen, kann eine gewisse Dämlichkeit ja sehr belustigend sein. Aber es gehören außer Cleverness auch Disziplin und Flexibilität dazu, um sich zu halten.

Bei aller Cleverness haben Sie als Moderatorin eine gewisse Schwäche für leichte Fernsehunterhaltung. Wie passt das zusammen?

Kraus: Das ist keine Schwäche, sondern meine Stärke! Es würde gar nicht zu mir passen, seriöse Nachrichten zu präsentieren. Ich fühle mich bei der leichten Unterhaltung gut aufgehoben. Ich bin einfach eine verrückte wilde Hilde — ich bin aber auch niemandem böse, der mir eine gewisse Beschränktheit unterstellt.

Das passiert blonden Frauen ja gerne mal. . .

Kraus: Ich finde es total unintelligent, jemanden nach der Optik zu beurteilen. Aber Blondinen wird ja gerne unterstellt, dass sie naiv seien, und ich habe mal recherchiert, woran das eigentlich liegt. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es biologisch bedingt ist: Viele Kinder kommen blond zur Welt und dunkeln erst später nach, deshalb assoziiert man die Haarfarbe blond immer mit einer gewissen Kindlichkeit — und eben auch Naivität. Aber damit kann ich leben.