Fragen & Antworten: Rückt der Klon-Mensch näher?
Berlin (dpa) - Seit Jahren beißen sich Forscher weltweit die Zähne daran aus. Nun ist es Biologen der Oregon Health & Science University in Portland (USA) nach eigenen Angaben gelungen, menschliche Klon-Embryonen herzustellen und Stammzellen daraus zu gewinnen.
Auf Therapien müssen Patienten in jedem Fall aber noch sehr lange warten.
Was ist der Meilenstein an der neuen Technik?
Nachdem das Klonschaf Dolly 1997 weltweit von den Titelblättern blickte, erschien es möglich, mit demselben Verfahren Menschen zu klonen. Doch selbst die Herstellung wenige Tage alter menschlicher Embryonen erwies sich als schwieriger als gedacht. Nun haben Forscher per Klontechnik einen menschlichen Embryo hergestellt, ihn auf mindestens 150 Zellen heranreifen lassen und daraus sogar embryonale Stammzellen entnommen. Bislang griffen einige Forscher zur Gewinnung solcher Zellen auf Embryonen zurück, die bei der künstlichen Befruchtung in Kliniken übrig geblieben waren. Andere programmierten Zellen in den Embryonalzustand zurück. Nun erscheint es möglich, mittels Klontechnik einmal Gewebe mit patienteneigenem Erbgut zu gewinnen, das nicht abgestoßen wird.
Wie sicher sind die Ergebnisse?
Ein Team um den Südkoreaner Hwang Woo Suk behauptete 2004, die ersten geklonten menschlichen Embryonen und 2005 embryonale Stammzellen mit Patientenerbgut produziert zu haben. Beide Arbeiten musste das Fachjournal „Science“ 2006 als Fälschung zurückziehen. Später verkündeten weitere Forscher ähnliche Erfolge, die von der Fachwelt allesamt nicht bestätigt wurden. Dass es sich nun erneut um eine Fälschung oder schlicht um einen Laborfehler handelt, ist möglich, erscheint aber unwahrscheinlich. Die Forscher haben lange an Affen experimentiert und ihre neue Technik sehr exakt beschrieben. Zudem wird sich kein renommiertes Fachblatt nochmals so eine Blöße geben wollen, und das Journal „Cell“ hat die Arbeit schon daher wahrscheinlich sehr genau geprüft. Um alle Zweifel auszuräumen, muss die Technik aber von anderen Forschern erfolgreich erprobt werden.
Laufen bald Klon-Menschen durch unsere Straßen?
„Das ist unwahrscheinlich“, sagt Teamleiter Shoukhrat Mitalipov. Er verweist auf jahrelange Affenversuche seines Teams, bei denen es nicht gelungen sei, Nachkommen zu gewinnen. Zudem seien menschliche befruchtete Eizellen besonders empfindlich. Die verwendete Technik ist außerdem nicht in jedem Labor möglich. Es erschien jedoch auch jahrzehntelang unwahrscheinlich, dass einmal ein geklontes Säugetier wie das Schaf Dolly geboren wird - bis es 1997 die Welt aufschreckte.
Wann können Krankheiten damit geheilt werden?
Bis zu einer Therapie für Patienten wird es voraussichtlich noch viele Jahre bis Jahrzehnte dauern, wenn es sie überhaupt einmal geben sollte. Seit 1998 versuchen Forscher, mit Stammzellen von Embryonen aus Befruchtungskliniken Therapien zu entwickeln. 2006 kamen rückprogramierte Zellen, die iPS-Zellen, als Alternative hinzu. Bislang ist noch keine einzige Therapie marktreif.
Welche Krankheiten könnten noch am ehesten geheilt werden?
Besonders wahrscheinlich hält Mitalipov eine Therapie für Parkinson-Patienten, weil bei ihnen nur eine einzige Zellart nicht mehr richtig funktioniere, die ersetzt werde müsste. Allerdings sei es noch nicht einmal gelungen, die nun hergestellten embryonalen Stammzellen in die bei Parkinson benötigten Nervenzellen umzuwandeln, geschweige denn, sie einen Patienten einzusetzen.
Kommen deutsche Forscher durch gesetzliche Verbote in Rückstand?
In Deutschland dürfen Forscher weder Klon-Embryonen noch embryonale Stammzelllinien herstellen. Dennoch hat der Gesetzgeber es ihnen erlaubt, in Ausnahmefällen bestimmte, importierte Stammzelllinien zu nutzen, die aus übriggebliebenen Embryonen von Befruchtungskliniken stammen. Ob Deutschland die Gesetze nun an den neuesten Stand der Wissenschaft anpasst und irgendwann auch einmal Forschungen mit den neuen embryonalen Stammzellen zulässt, bleibt abzuwarten. In jedem Fall gibt es für Forscher in Deutschland im Vergleich zu den USA eine erhebliche zeitliche Verzögerung beim Start ihrer Arbeiten.