Sophie Zelmani und die Kunst der Entschleunigung

Berlin (dpa) - Manchmal trägt sie Zöpfe und Männerhüte, die Sophie Zelmani das Aussehen eines Cowgirls aus dem Mittleren Westen geben. Tatsächlich stehen ihre vom Pop, Blues und Country-Musik beeinflussten Songs den USA näher als Schweden, wo sie seit langem zu den ganz großen Singer-Songwriterinnen gehört.

Nach ihren skandinavischen Kolleginnen Lykke Li („Wounded Rhymes“), Ane Brun („It All Starts With One“) und Anna Ternheim („The Night Visitor“) macht Sophie Zelmani mit ihrem neuen Album „Soul“ das Quartett komplett. Allesamt wunderbar.

Über viele Jahre hinweg hat Zelmani mit sparsamer Instrumentierung und Flüstergesang - mehr gesprochen als gesungen - an der Entschleunigung ihre Songs gearbeitet. Auf „Soul“ scheinen ihre kunstvollen Miniaturen manchmal gar zum Stillstand zu kommen.

Auf eine große Inszenierung hat die Schwedin nie großen Wert gelegt - so fragil, zurückhaltend und minimalistisch kommen diese kleinen Wunderwerke daher, die Herz und Seele so direkt ansprechen.

Wie häufig, so legt sie auch auf „Soul“ eher schwungvoll los, lässt die Saiten der Gitarren auf „Free Now“ kunstvoll hin und her springen und singt von der Freiheit. Dann setzt das Schlagzeug ein und sorgt für ordentlich Drive - zumindest in Zelmanis Welt.

Die Melancholie, die die meisten ihrer zahlreichen Liebeslieder bisher durchströmt hat, dominiert auch auf „Soul“. Sicher kein Zufall, dass ihre Alben eher im Winter veröffentlich werden, sie scheuen den Sommer.

Auf Geigen hat Sophie Zelmani auf ihrem neuen Album vielfach gesetzt - und auf die Hammond-Orgel, die Songs wie „All About You“ oder „My Daughter“ näher an den Fluss der Tränen führt. Gedehnt bis zum Horizont: „All About You“ bringt es auf 7:26 Minuten, „My Soul Remenbers“ schraubt sich auf über 9 Minuten hoch. Dabei versteht Zelmani trotz der kargen Inszenierung die Spannung bis zur letzten Sekunde durchzuhalten. Wer unter dem Mistelzweig weinen möchte - „Soul“ auflegen.