Spanische Infantin bestreitet Schuld in Korruptionsaffäre
Palma de Mallorca (dpa) - Als erstes Mitglied der spanischen Monarchie ist die Königstochter Cristina als Beschuldigte in einer Korruptionsaffäre vernommen worden.
Bei der insgesamt fast siebenstündigen Befragung stritt die Infantin am Samstag im Landgericht von Palma de Mallorca nach Angaben von Justizkreisen jede wissentliche Beteiligung an illegalen Geschäften ab. Die 48-Jährige soll in den Finanzskandal um ihren Ehemann, Ex-Handballstar Iñaki Urdangarin (46), verwickelt sein. Ermittlungsrichter José Castro, der die Befragung leitete, wirft ihr Steuerbetrug und Geldwäsche vor und muss nun entschieden, ob er offiziell Anklage erhebt.
„Bis dann. Danke“, waren die einzigen Worte, die Cristina am Samstagabend beim Verlassen des Gerichtsgebäudes vor Hunderten Journalisten sagte. Zuvor stellte sie sich nicht nur den Fragen des Richters, sondern auch jenen der Staatsanwaltschaft, eines Anwalts der Bürgerinitiative „Bürgerfront - Wir sind die Mehrheit“ und Vertretern anderer Organisationen sowie auch ihrer eigenen Verteidiger. Danach flog sie laut Medienberichten nicht nach Genf - wohin sie Mitte 2013 inmitten des Skandals von ihrem Arbeitgeber, einer spanischen Großbank, versetzt worden war und wo ihr Gatte und ihre vier Kinder auf sie warten - sondern nach Madrid. Sie sei zum Rapport im Zarzuela-Palast bestellt worden, berichtete die Zeitung „El País“.
Richter Castro betonte unterdessen, er wolle erst zu gegebener Zeit eine Einschätzung der Vernehmung abgeben. Bislang blieb völlig offen, ob es zu einer Anklage gegen Cristina kommt. Die Anwälte der zweitältesten Königstochter versicherten, sie seien „sehr zufrieden“. Die Vernehmung sei „sehr gut gelaufen“. Die Infantin, Nummer sieben in der spanischen Thronfolge, habe bewiesen, dass in Spanien vor dem Gesetz alle gleich seien. Die Staatsanwaltschaft bekräftigte erneut, sie sei gegen eine Anklage.
Cristinas Ehemann steht im Verdacht, zwischen 2003 und 2006 als Präsident der gemeinnützigen Stiftung Nóos mehr als fünf Millionen Euro staatlicher Mittel in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Als Teilhaberin eines mit ihrem Mann gemeinsam betriebenen Zweig-Unternehmens von Nóos, das als Strohfirma fungiert haben soll, soll die Infantin echte und fiktive Privatausgaben als Firmenkosten deklariert haben.
Manuel Delgado, Anwalt der Bürgerinitiative „Bürgerfront - Wir sind die Mehrheit“ sagte am Samstag in einer Vernehmungspause, Cristina habe auf die Fragen Castros „zu 95 Prozent mit Ausflüchten“ geantwortet. „Sie weiß von nichts, sie kennt niemanden“, sagte er vor Journalisten. Die Tochter von König Juan Carlos und Königin Sofía sei aber „ruhig und sehr gut vorbereitet“ gewesen.
Nach Angaben des Anwalts beteuerte Cristina, sie habe ihrem „Mann vertraut“. Die spanische Nachrichtenagentur efe berichtete unter Berufung auf Justizkreise, die Infantin habe ausgesagt, dass sie „alles unterschrieben“ habe, was ihr Mann ihr vorgelegt habe. Das Königshaus gab zunächst keine Stellungnahme ab.
Wegen des Verdachts der Mittäterschaft hatte Castro bereits im April 2013 erstmals auch Ermittlungen gegen Cristina eingeleitet. Die Entscheidung war damals aber wenige Wochen später vom Landgericht in Palma wegen nicht ausreichender Begründung widerrufen worden. Das Gericht hatte Castro seinerzeit allerdings nahegelegt, zu überprüfen, ob Cristina ein Steuervergehen zur Last gelegt werden könne.
Die Vernehmung fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Sie wurde von antimonarchistischen Protesten von rund 400 Menschen begleitet, nennenswerte Zwischenfälle gab es aber nicht.
Die Infantin war kurz vor 10.00 Uhr im Gerichtsgebäude in Palma eingetroffen. Dank einer Ausnahmegenehmigung durfte sie im Auto direkt bis zum Hintereingang vorfahren. Im schwarzen Kostüm ging sie dann gelassen und freundlich lächelnd nur ein paar Meter zu Fuß. Dutzende Monarchie-Gegner hatten sich bereits am frühen Vormittag vor dem Gerichtsgebäude in Palma versammelt. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie „Gerechtigkeit!“ und „Weg mit der Krone“. Vor einem großen Polizeiaufgebot von rund 300 Einsatzkräften und mehr als 400 Journalisten aus aller Welt forderten sie das Ende der Monarchie.