Spenden für Haiti fließen spärlicher
86 Millionen Euro haben die Deutschen bisher gespendet. Beim Tsunami Ende 2004 waren es in zehn Tagen fast viermal so viel.
Berlin. Rund 330 Millionen Euro Spenden meldeten Deutschlands Hilfsorganisationen nur zehn Tage nach dem verheerenden Tsunami Ende 2004. Ein Rekord der nie mehr erreicht wurde - und vorerst wohl auch nicht wird. Obwohl die Anzahl und Vielfalt der Spendenaufrufe ähnlich groß ist wie damals, kamen für Haiti bisher "nur" rund 86 Millionen Euro von privaten Spendern zusammen. Das hat das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) bei einer Umfrage unter 50deutschen Hilfsorganisationen herausgefunden. Für Südost-Asien kamen damals am Ende sogar 670Millionen Euro zusammen.
Bei 15 Organisationen und Bündnissen liegen die Spendeneinnahmen für Haiti bei über einer Million. Allein über die ZDF-Spendengala gingen 20,1Millionen Euro ein, 12,9 Millionen erreichten das Bündnis "Entwicklung hilft" (Brot für die Welt, Misereor u.a.), 7,8 Millionen das Deutsche Rote Kreuz und 7,2Millionen Euro die Welthungerhilfe.
Die Hilfsorganisationen haben mehrere Erklärungen: Der Tsunami kam zur Weihnachtszeit, in der die Menschen ohnehin eher spenden. Die Betroffenheit mag damals größer gewesen sein, da die Welle eine Urlaubsregion verwüstete. Firmenspenden dürften aus zwei Gründen knapper ausfallen: wegen der Wirtschaftskrise und der Tatsache, dass es kaum Geschäftskontakte nach Haiti gibt. Hinzu kommt die Erfahrung von 2004, als die Menschen am Ende zu viel Geld spendeten. Die Hilfsorganisationen konnten die Millionen so schnell gar nicht ausgeben.
Ulrich Pohl vom Deutschen Spendenrat empfiehlt derzeit, vor allem Geld an große Organisationen zu spenden, die bereits Ortskenntnisse und Logistik in Haiti haben. Andere könnten schon an einfachsten Dingen scheitern. Das DZI, das auch das Spenden-Siegel vergibt, bietet im Internet eine Liste mit vertrauenswürdigen Organisationen an (www.dzi.de).
Zehn Millionen Euro. Je fünf Millionen kommen vom Außen- und Entwicklungsministerium. Eine Sprecherin des Entwicklungsministeriums deutete am Freitag an, dass die Soforthilfe bei Bedarf noch erhöht wird. Zu den kurz- und mittelfristigen EU-Hilfen über 420 Millionen Euro steuert der Bund 60 Millionen Euro bei. Weiteres Geld kommt über die Weltbank.
"Ja, sie werden von den Organisationen dringend benötigt", sagt Burkhard Wilke, Geschäftsführer des DZI. "Allerdings sollten die Spender auch die vielen notleidenden Menschen in anderen Regionen nicht vergessen."