Spionage-Museum in Oberhausen: Geheimsachen gelüftet
Ein neues Spionage-Museum in Oberhausen zeigt mehr als 2000 originale Utensilien von Geheimdiensten. „Top Secret“ — ein erster Besuch.
Oberhausen. Im Film tragen Spione klangvolle Namen wie James Bond und Ethan Hunt, im wahren Leben heißen sie Günter Guillaume und Markus Wolf. Die Geschichte der beiden mittlerweile verstorbenen DDR-Agenten wird ab dem 26. April im neuen Spionagemuseum „Top Secret“ am Einkaufszentrum Centro in Oberhausen Teil der Ausstellung sein.
Die Besucher sollen nach Wunsch der Aussteller vor allem mit der Arbeit echter Geheimdienste vertraut gemacht werden, Hollywood-Filme sollen nur eine untergeordnete Rolle spielen.
„Wir wollen einen Blick auf die Spionage weltweit werfen, wobei der Schwerpunkt auf Deutschland liegt“, sagt Historikerin Nina Rockrohr, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums. Gezeigt werden rund 2000 Exponate des amerikanischen CIA, des sowjetischen KGB, des britischen MI6, des israelischen Mossad sowie der deutschen Dienste BND und DDR-Staatssicherheit.
Zwar existierten Geheimdienste bereits bei den ägyptischen Pharaonen. Doch die bis dahin größte Bedeutung kam ihnen im Zweiten Weltkrieg zu, als Amerikaner und Briten Spione in das nationalsozialistische Deutschland schickten. Ihre Hoch-Zeit erlebten die Nachrichtendienste im Kalten Krieg, als die Budgets für ihre Arbeit immer weiter aufgestockt wurden: Das Wettrüsten zwischen Sowjetunion und USA kannte auch in der Spionage keine Grenzen.
Zur Verfügung gestellt wurden die Ausstellungsstücke, die allesamt tatsächlich von Geheimdiensten eingesetzt wurden, von Heinrich Peyers. Der passionierte Sammler und Spionageexperte aus Peine suchte dafür in den vergangenen 20 Jahren rund um den Globus nach Fahrzeugen, kleinen Gegenständen und technischen Geräten, die für Spionagezwecke genutzt wurden und werden. Fündig wurde er unmittelbar nach Öffnung der Mauer 1990 in der ehemaligen DDR, aber auch auf Tauschbörsen und über Kontakte, die er im Laufe der Jahre knüpfen konnte.
Gezeigt werden auf einer Fläche von über 2000 Quadratmetern unter anderem ein Lippenstift, in dem ein Messer versteckt ist, und, als skurrile Variante, eine Erdnuss mit herausspringender Klinge. Auch das von James Bond gern verwendete Martini-Glas findet sich in der Sammlung wieder. Allerdings liegt am Boden des Kelches eine Olive, die statt mit einer Mandel mit einem Mikrofon gefüllt ist. Ebenfalls bestaunt werden kann ein Ein-Mann-U-Boot, das sich zu einem Koffer zusammenfalten lässt. Es kam beim KGB zum Einsatz.
Zu den Exponaten, die von der DDR-Staatssicherheit stammen, gehört ein Trabant, in dessen Plastiktür ein Infrarotsensor versteckt wurde, um unauffällig das Innere von Häusern zu beobachten. Zu sehen ist auch ein Kleinbus der Firma Barkas, der mit Kamera- und Abhörtechnik regelrecht vollgestopft war.
Neben den funktionsfähigen Objekten werden in einer eigenen Museums-Abteilung auch technische Hilfsmittel präsentiert, die der Wirklichkeit nicht standhielten. Der KGB versuchte, Teile der Ausrüstung aus James-Bond-Filmen nachzubauen, die allerdings in der Realität nicht funktionsfähig waren.
Damit die Zuschauer die Bedeutung der Spionagegeräte und -fahrzeuge einordnen können, gibt es umfangreiche Texttafeln, Videomonitore sowie Audiohilfen. „Wir haben uns intensiv mit den Objekten beschäftigt, um herauszufinden, was wie eingesetzt wurde“, betont Nina Rockrohr. Zum einen wurde Fachliteratur herangezogen, zum anderen das Wissen von Sammler Heinrich Peyers angezapft.
Aufgebaut ist das Spionagemuseum wie ein großes Lager. Dafür zimmerten Handwerker hunderte Holzkisten, die als Vitrinen genutzt werden und auf denen der Schriftzug „Top Secret“ zu lesen ist. 230 000 Stahlstifte und 200 Quadratmeter Spanplatten wurden verbaut.
„Wir bieten außerdem einige interaktive Möglichkeiten an“, sagt Rockrohr. So können die Zuschauer sich eine echte Enigma-Verschlüsselungsmaschine, wie sie im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde, nicht nur anschauen, sie dürfen auch selber einen Code knacken.
Eingerichtet wurde zudem ein Laser-Labyrinth, durch das sich die Besucher schlängeln müssen, ohne einen Alarm auszulösen.
Am Ende der Ausstellung wird der Besucher schließlich mit einer ganz aktuellen Form der Spionage konfrontiert: dem Datendiebstahl im Internet. Dabei wird unter anderem die Funktionsweise eines sogenannten Trojaners erklärt, wie ihn Behörden zur Internet-Überwachung einsetzten.
„Natürlich soll die Ausstellung auch unterhalten, aber es ist vor allem ein Museum“, sagt Projektleiter Torsten Deska. „Die Besucher sollen begreifen, dass Spionage auch viele Schattenseiten hat.“