Zeit der Herrenwitze ist vorbei St. Pauli zeigt sexistischer Werbung die Rote Karte
Der FC St. Pauli kämpft gegen den Sexismus in Fußball-Stadien. Gemeinsam mit der Protestorganisation Pinkstinks hat der Zweitligist eine Broschüre entwickelt, die sich in erster Linie an Werbepartner und Sponsoren des Clubs richtet.
Fünf Jahre ist es her, da sorgte das ZDF mit einem Werbespot für die Frauen-EM noch für Furore: Zu sehen war dort eine Frau im Nationalelf-Dress, die im Waschkeller mit einem verschmutzten Ball dribbelt und diesen in die Trommel einer Waschmaschine schießt. Der Clip sorgte für viel Kritik und brachte dem ZDF Sexismus-Vorwürfe ein.
Nicht zuletzt durch die #metoo-Debatte hat sich im Bewusstsein der deutschen Gesellschaft und damit auch in der Fußballkultur einiges verändert. Der FC St. Pauli kämpft nun etwa gegen den Sexismus in Fußball-Stadien. Gemeinsam mit der Protestorganisation Pinkstinks hat der Zweitligist eine Broschüre entwickelt, die sich in erster Linie an Werbepartner und Sponsoren des Clubs richtet. Nach eigenen Angaben ist der Club damit der „erste Verein Deutschlands, der mithilfe einer klaren Richtlinie sexistischer Diskriminierung auch im Bereich der Vermarktung die Rote Karte zeigt“.
Künftig soll aus dem Millerntor-Stadion Werbung verbannt werden, die Menschen als sexuelle Gebrauchsgegenstände darstellt oder ihnen aufgrund ihres Geschlechtes bestimmte Rollen zuordnet. In der Broschüre werden mehrere Beispiele gezeigt. So etwa ein Werbe-Motiv der Hamburger Astra-Brauerei, das den Po einer knapp bekleideten jungen Frau mit dem Slogan „Tatsch-Screen“ zeigt. In der Broschüre heißt es dazu, dass ein solcher Werbespruch nicht lustig, sondern „schlimmstenfalls eine Anstiftung zur sexuellen Nötigung“ sei.
Ein Ausschnitt aus der Broschüre, die St. Pauli zusammen mit Pinksticks aufgelegt hat.
Dass es dabei aber eben nicht nur um Sexismus gegen Frauen geht, zeigt auch das Negativ-Beispiel eines Werbebildes von Almdudler. „Auch Männer haben Gefühle: Durst“ heißt es darauf; dass es jedoch keinesfalls mit dem Geschlecht zusammenhängt, ob ein Mensch gut einparken kann oder beim Abstieg weint, stellt die Broschüre klar und betont, dass am Millerntor keine Werbung mit Rollenklischees gezeigt werden soll.
„Uns als Verein ist es wichtig, hier noch einmal mit Nachdruck klare und nachvollziehbare Regeln gegen Sexismus im Stadion festgelegt zu haben, die zukünftig für Partner und Sponsoren gelten sollen“, sagte St. Pauli-Präsident Oke Göttlich.
Die Organisation Pinkstinks protestiert mit diversen Kampagnen gegen Produkte sowie Werbe- und Medieninhalte, die eine limitierende Geschlechterrolle darstellen. Ihr Fokus liegt dabei auf Werbung, die auf Kinder abzielt. Junge Menschen wären von der „Pinkifizierung“ — daher leitet sich der Name der Organisation ab — besonders betroffen, da sie mit den gezeigten Geschlechterrollen aufwachsen müssten und Gefahr liefen, sich somit nicht frei entfalten zu können.
Mit Material der dpa.