Warum Radiowecker und Backofen-Uhren im Moment nicht richtig ticken
Wer kennt es nicht? Morgens noch einmal umdrehen und ein bisschen im Bett liegen bleiben. Zur Not weckt einen die Snooze-Funktion schon wieder auf - und außerdem ist ja scheinbar noch Zeit. Oder? Wer sich in den vergangenen Tagen allein auf seinen Radiowecker oder noch schlimmer die Backofen-Uhr verlassen hat, ist eventuell hinterher doch zu spät bei der Arbeit oder in der Schule angekommen.
Warum? Weil das europäische Stromnetz bereits seit Januar unter massiven Stromschwankungen leidet. Das berichtet unter anderem "Heise online" in einem Bericht.
"Seit Januar lässt eine zu geringe Regelleistung im europäischen Stromnetz Uhren nachgehen, die die Netzfrequenz als Taktgeber nutzen. Der Verband der Netzbetreiber hat das Problem nun bestätigt und verspricht Abhilfe", heißt es auf der Internetseite von "Heise".
Was bedeutet das: Es kommt zu kurzen Stromschwankungen, die ein Mensch zwar kaum bemerkt, die Uhren aber immer wieder um ein paar Sekunden nachgehen lässt. Zwischenzeitlich hatte sich der Zeitverlust auf fast sechs Minuten belaufen. Seit dem vergangenen Wochenende holen die Uhren aber wieder auf. Am Samstag vergangener Woche hatte die Abweichung, so berichtet Heise weiter, noch fünf Sekunden mehr betragen als eine Woche später.
Das European Network of Transmission System Operators for Electricity - kurz ENTSO-E - berichtet, der Grund für die Stromschwankungen liege bei einem der europäischen Stromlieferanten, der zu wenig Strom in das Netz einspeise. Der Unternehmensname selbst blieb in der Mitteilung aber ungenannt.
Betroffen seien 25 Länder in Europa, auch Deutschland, wie der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E angab. Eine politische Unstimmigkeit zwischen dem Kosovo und Serbien habe zu Frequenz-Abweichungen und einer Unterversorgung im Stromnetz geführt, hieß es.
Die Leistungsabweichungen stammen laut ENTSO-E aus der Region Serbien, Mazedonien und Montenegro, speziell aus Kosovo und Serbien. Eines der Länder ist demnach der Verpflichtung nicht nachgekommen, die Schwankungen auszugleichen. Die ENTSO-E mahnte eine schnelle Lösung auch auf politischer Ebene an. Andernfalls könne ein Abweichungsrisiko bestehen bleiben.
Einfache Radiowecker und Küchenuhren nutzen minimale Abweichungen der konstanten Netzfrequenz für die Berechnung der Zeitanzeige. Diese liegt in Europa traditionell bei fast genau 50 Hertz. Stärkere Frequenzabweichungen etwa durch höheren oder geringeren Stromverbrauch gleichen die Versorger durch höhere Einspeisung aus. So schwankt die Frequenz in der Regel nur um ein paar Hundertstel Hertz, was den Uhren als Taktgeber ausreicht.
Mit Material der dpa