Steigende Seniorenkriminalität stellt Polizei vor Herausforderungen
Berlin (dpa) - Nötigung, Ladendiebstahl, Beleidigung - immer mehr kriminelle Senioren geraten in den Fokus der Ermittler. Allein im vergangenen Jahr registrierte das Bundeskriminalamt 152 000 Tatverdächtige über 60 Jahre.
Die Zahl dieser erfassten Verdächtigen habe seit 2002 um etwa acht Prozent zugenommen. Gleichzeitig wuchs der Anteil der über 60-Jährigen an der Bevölkerung um gut 15 Prozent.
„Aufgrund einer älter werdenden Gesellschaft werden wir auch vermehrt ältere Straftäter haben“, sagte Oliver Malchow, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei am Mittwoch auf einer Fachtagung über Seniorenkriminalität in Berlin. Senioren bleiben nach Einschätzung von Experten immer länger rüstig und seien in der Lage, Straftaten zu begehen. Auch Altersarmut spiele eine Rolle.
Polizei und Justiz sind nach Expertenansicht nicht ausreichend für den Umgang mit straffälligen Senioren gerüstet. Die Gewerkschaft forderte unter anderem mehr Fortbildungen für Polizisten. „Wie geht man zum Beispiel mit Demenz um, wenn ein alter, gebrechlicher Mann noch die Kraft hatte, seinen Zimmernachbar zu töten?“, gab der Bundesvorsitzende Malchow zu Bedenken. Zudem gebe es zwar Jugendrichter für junge Täter, aber nichts Vergleichbares für kriminelle Senioren.
Außerdem werde es in einer älteren Gesellschaft auch mehr Opfer im Seniorenalter geben. So könnten die Fälle von häuslicher Gewalt in der Pflege steigen, sagte Thomas Görgen, Professor an der Deutschen Hochschule der Polizei. „Das bleibt für die Polizei ein schwer zugänglicher Bereich.“ Bundesweit wurden laut Kriminalstatistik im vergangenen Jahr knapp 55 000 Menschen ab 60 Jahren Opfer von Straftaten. Das waren im Vergleich zu 2011 knapp 2000 Opfer mehr.