Homepage zeigt den Weg zum Obstkorb am Wegesrand

Die Internetseite weist Obstbäume und -sträucher auch für den Kreis Mettmann aus. Aber Vorsicht: Pflücken könnte Diebstahl sein.

Kreis Mettmann. Nach minutenlanger Suche am Waldrand hängen sie vor einem: Holunderbeeren, so weit das Auge reicht. Die Schuhe sind zwar völlig durchnässt, die Freude über den Fund ist allerdings groß. Die Internetseite mundraub.org hat recht behalten: Hinter dem Freibad in Ratingen an der Lintorfer Straße in der Nähe des Waldes soll es Früchte geben, wurde dort von einem User veröffentlicht.

Genau so funktioniert die Webseite: Jeder, der einen Obstbaum oder -strauch entdeckt, kann ihn auf einer Karte mit Angabe des Fundortes und weiteren Details zur Obstsorte eintragen. Wichtig dabei ist nur: Es muss sichergestellt sein, dass der Baum oder Strauch niemandem gehört. Sonst wäre das Diebstahl, sagt Claudia Partha, Sprecherin der Kreispolizeibehörde.

Claudia Partha, Sprecherin der Kreispolizei

Auch an anderen Orten im Kreis Mettmann soll es laut der Webseite herrenloses Obst geben: In Mettmann beispielsweise sollen an der Gabriele-Münter-Straße drei Apfelbäume stehen. Und in der Tat. Ein Besuch vor Ort zeigt: Sie existieren wirklich. Doch Obst — Fehlanzeige, das haben schon andere abgeerntet.

Auf die Idee, herrenlose Obstbäume und -sträucher im Internet zu veröffentlichen, kam der Berliner Kai Gildhorn vor vier Jahren auf einer Paddeltour. Dort sah er viele voll beladene Apfelbäume am Ufer und dachte sich: Wieso eigentlich immer im Supermarkt das Obst kaufen, wenn es doch reichlich in der Landschaft hängt?

Mittlerweile hat die Internetseite viele Fans. Das ist deutlich in sozialen Netzwerken wie Facebook zu sehen. Aber auch an der Zahl der eingetragenen Standorte. Die liegt bei derzeit rund 7000 in Deutschland. Hinzu kommen weitere weltweit.

Bei Naturfreunden wie Wolfgang Sternberg, Vorsitzender des Naturschutzbundes im Kreis Mettmann, stößt die Seite auf Zustimmung. „Dahinter steckt ein guter Umweltgedanke. Warum etwas von weither kaufen, das unter Energieverbrauch transportiert wurde, wenn es das auch hier gibt“, sagt er zu.

Allerdings gibt Sternberg zu bedenken, dass dieses Angebot nicht zu „Obsttourismus“ führen dürfe. „Manche kommen mit Körben und pflücken alles ab, was geht“, sagt er. Das sei nicht gut. „Denn es ist wichtig, dass Früchte als Nahrung für Wildtiere noch an Bäumen und Sträuchern verbleiben.“

Rechtlich gesehen ist das Pflücken von Früchten von herrenlosen Bäumen und Sträuchern in Ordnung. „Deshalb kann man gegen die Internetseite auch nichts sagen. Aber ich würde trotzdem vorsichtig sein. Denn wie können die User, die die Bäume eintragen, sicher sein, dass die Pflanzen keinen Eigentümer haben?“, fragt Polizistin Partha. „Grundsätzlich kann ein Besitzer, der das Pflücken an seinen Bäumen nicht möchte, Anzeige stellen. Und dieser müssen wir nachgehen.“

www.mundraub.org