Stellarium Erkrath: Mit einem Klick zum Saturn
Astronomie: Das Stellarium Erkrath ist nach einem Brand runderneuert. Die Reise durch das Universum ist für jedermann möglich.
Erkrath. Wir schreiben das Jahr 1977. An der Küste der Galapagos-Inseln folgt ein Tiefseeroboter dem Ursprung des Lebens auf der Erde. Das ist eigentlich der Moment, in dem man sich im komfortablen Planetariums-Sessel des Erkrather Stellariums zurücklehnen würde, um entspannt der Geschichte zu folgen.
Wäre da nicht plötzlich der imposante Urknall, der sich über die Kuppel hinweg ausbreitet und einem die ersten Schauer über den Rücken jagt. Kometeneinschläge, Raketenstarts, Marslandungen - das Gänsehautgefühl lässt einen von da an nicht mehr los. Man ist nicht nur dabei, sondern mittendrin in der Entstehungsgeschichte des Lebens und der Himmelsphänomene.
Klar, auch früher wurde im Planetarium im Stadtteil Hochdahl schon über Venus, Mars & Co geredet. Schließlich gehören die imposanten Himmelskörper ja dazu, wenn es um Weltall und Planeten geht. Seit der Wiedereröffnung in der vergangenen Woche ist im Stellarium allerdings ein neues Zeitalter angebrochen. "Jetzt machen wir einfach klick und sind direkt auf dem Saturn", erklärt Dozentin Natasja Brughmans die neue Technik.
Nahezu 500 000 Euro sind in die Sanierung geflossen, nachdem Kuppel und Sternenprojektor im vergangenen Jahr durch einen Brand zerstört wurden. Insgesamt zehn Monate haben die Umbauarbeiten gedauert, für den Kuppelbau wurden eigens Experten aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania eingeflogen. Neue Computertechnik macht das Erk-rather Planetarium zum modernsten in NRW.
Aber wie funktioniert das nun genau mit dem Klick und dem Saturn? "Früher konnten wir alles nur von der Erde aus betrachten", beschreibt Thomas Presper, ebenfalls Dozent am Planetarium, den Status Quo vor dem Umbau. Für einen Blick auf den Mond wurde in Diakästen gekramt.
"Wir machen das ja hier schon immer sehr interaktiv und freuen uns, wenn die Besucher ihre Wünsche äußern. Aber über manches haben wir nicht so ausführlich gesprochen, weil wir nichts dazu zeigen konnten", erinnert sich Natasja Brughmans.
Das ist jetzt anders. "Wenn einer zum Merkur fliegen will, dann machen wir das. Und wenn ein Kind mal auf den Mond will, ist das auch kein Problem. Wir sind eben von Tante Ju zum Raumschiff geworden", so die Dozentin. Vor allem für Schulveranstaltungen sei es von Vorteil, sich digital durch den Bilderbuchhimmel blättern und Sternbilder einblenden zu können.
Aber auch Erwachsene tun sich mit Himmelsphänomenen oft noch schwer. Brughmans: "Der eine oder andere kommt schon ins Grübeln, wenn es darum geht, dem Nachwuchs die Mondphasen zu erklären". Zumindest virtuell kann man nun auch der Raumsonde Cassini zum Saturn folgen. "Die Sonde hat dafür sieben Jahre gebraucht, bei uns geht das alles ein bisschen schneller".
Möglich macht all das ein Mastercomputer, der über acht vernetzte Rechner die Videobeamer und den Sound steuert. Der große Sternenprojektor gehört der Vergangenheit an. "Die Sterne werden jetzt hier gemacht", zeigt Presper auf den Computerraum und das Steuerpult. Früher mussten die Vorführer selbst noch in die Kuppel schauen, um dem Programm zu folgen. Jetzt genügt der Blick auf einen der drei Monitore, um den Ablauf zu steuern.
Mehr als 700 Meter Datenkabel und etliche hundert Meter Stromkabel wurden verlegt, um die Videoprojektionsanlage zu installieren. Einen Wermutstropfen bringt die moderne Technik allerdings mit sich: die alten Programme laufen darauf nicht. "Wir haben angefangen, die Kinderprogramme neu zu programmieren", kündigt Thomas Presper an. Ein Teil der etwa 30 alten Programme sollen in neuer Fassung fortgesetzt werden.