Prozess in Bielefeld Stiefvater getötet - Neun Jahre Jugendhaft für 17-Jährige

Mitten in der Nacht soll ein Mädchen fast 30 Mal auf seine schlafende Mutter eingestochen haben. Der Stiefvater kam bei der Attacke ums Leben. Die damals noch 16-Jährige muss zwar wegen Mordes in Haft, aber es blieben auch Fragen offen im Bielefelder Prozess.

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Bielefeld (dpa) - Die Mutter schlief noch, als ihre Tochter ausholte und insgesamt fast 30 Mal zustach. Der Stiefvater des Mädchens kommt durch die Messerattacke ums Leben. Für den blutigen Angriff im Elternhaus in Vlotho (Nordrhein-Westfalen) ist eine 17-Jährige am Freitag in Bielefeld zu neun Jahren Jugendhaft verurteilt worden. Das Landgericht sprach sie des Mordes und der gefährlichen Körperverletzung schuldig.

Die Jugendliche hatte nach Überzeugung des Landgerichts zunächst ihre schlafende Mutter mit einem Messer attackiert und schwer verletzt und dann ihren Stiefvater getötet. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren gefordert, die Verteidigung auf Freispruch plädiert. Zum Schutz der minderjährigen Angeklagten war die Öffentlichkeit vom Prozess ausgeschlossen.

In einer Novembernacht hatte der Stiefvater in der gemeinsamen Wohnung versucht, den Angriff auf seine Frau zu verhindern. Dabei wurde der 59-Jährige durch mindestens neun Stiche getötet. Auch danach soll die Tochter auf ihre flüchtende Mutter eingestochen haben. Erst der jüngeren Schwester und einem herbeigeeilten Nachbarn soll es gelungen sein, die damals 16-Jährige zu stoppen. Im Prozess hatte das Mädchen seine Mutter beschuldigt, den Stiefvater erstochen zu haben.

Die Verteidiger kritisierten, es seien offene Fragen an der Darstellung der Staatsanwaltschaft geblieben. Auch das Gericht stellte am Ende des Prozesses fest, ein Tatmotiv lasse sich „nicht sicher“ ermitteln. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.