Prozess gegen Bill Cosby findet statt

Norristown (dpa) - Der Prozess im bislang einzigen Strafverfahren gegen den US-Entertainer Bill Cosby (78) wegen sexuellen Missbrauchs soll stattfinden. Das entschied ein Richter in Norristown im Bundesstaat Pennsylvania am Donnerstag (Ortszeit).

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„Ich bin gewillt, das Ganze weitergehen zu lassen“, sagte Richter Steven O'Neill nach einer rund dreistündigen Anhörung. Die Anwälte des Schauspielers der „Bill Cosby Show“ hatten zuvor vergeblich versucht, den Prozess doch noch zu verhindern. Staatsanwalt Kevin Steele hatte sich erneut für eine Prozessaufnahme ausgesprochen.

Cosbys Anwälte argumentierten, dass die Aussagen der Betroffenen viele Jahre alt seien. Sie wollten eine erneute Aussage erwirken oder erreichen, dass die Vorwürfe fallen gelassen werden. Richter O'Neill machte jedoch deutlich, dass nach den Vorschriften in Pennsylvania die Betroffenen nicht zu einer ersten Anhörung erscheinen müssten und auch die älteren Aussagen für den Prozess genutzt werden könnten.

„Wir haben genug für einen Prozess“, sagte Staatsanwalt Steele. „Die Gerechtigkeit ist zu lange hinausgezögert worden. Wenn ich könnte, würde ich morgen eine Jury auswählen und den Fall voranbringen.“ Cosbys Anwälte teilten dagegen mit: „Heute ist auf den verfassungsmäßigen Rechten eines Mannes, der so vielen so viel gegeben hat, herumgetrampelt worden.“ Cosby, der mit beigefarbenem Jackett und Gehstock in Norristown vor Gericht erschien, äußerte sich nicht.

Die Anhörung war der jüngste Versuch von Cosbys Verteidigern, den drohenden Prozess doch noch abzuwenden. Mit seinem Entschluss hielt Richter O'Neill eine Entscheidung einer Richterin von Ende Mai aufrecht, nach der die ehemalige Universitätsangestellte, die Cosby Missbrauch vorwirft, vor einem Prozess nicht erneut aussagen muss. Ein Datum für den Prozessbeginn wurde noch nicht festgesetzt. Eine vorbereitende Anhörung soll im September stattfinden. Bei einer Verurteilung drohen Cosby mehrere Jahre Haft.

Die Frau wirft dem Entertainer vor, ihr 2004 Tabletten verabreicht und sie dann in seinem Haus sexuell belästigt zu haben. 2006 hatten sich beide Seiten schon einmal außergerichtlich geeinigt, dann rollte Bezirksstaatsanwalt Steele den Fall jedoch noch einmal auf. Die frühere Universitätsangestellte ist inzwischen 43 Jahre alt und lebt wieder in ihrer kanadischen Heimat.

Insgesamt werfen mehr als 50 Frauen Cosby sexuellen Missbrauch vor. Die mutmaßlichen Fälle liegen teils Jahrzehnte zurück. Über seine Anwälte hat der Schauspieler die Vorwürfe bislang meist zurückweisen lassen. Dutzende Frauen haben gegen Cosby Zivilverfahren angestrengt.