Nach Familiendrama Suche nach Täter von Villingendorf muss unterbrochen werden

Villingendorf (dpa) - Nach der Bluttat in der Schwarzwaldgemeinde Villingendorf suchen die Ermittler weiter nach dem Mann, der zwei Erwachsene und seinen sechsjährigen Sohn erschossen haben soll.

Foto: dpa

Anders als geplant, muss die Suche in dem letzten von drei Waldstücken rund um den Ort am Dienstag fortgesetzt werden. Die Polizei hatte gehofft, sie am Montag abschließen zu können. Wegen schlechter Witterung, dem dichtem Bewuchs und Unterholz im Wald sei das aber nicht möglich gewesen, sagte ein Polizeisprecher.

Der tatverdächtige Mann ist Kroate und stammt nach dpa-Informationen aus Bosnien. Die Ermittlungen richteten sich zunehmend auf dieses Land, aber auch die Länder des Schengenraums seien in die Fahndung mit einbezogen. Nach Angaben der Polizei kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass sich der 40-Jährige etwas angetan hat. Am Dienstag will die Polizei berichten, ob bei der Suche im Wald Spuren zum Verbleib des mutmaßlichen Todesschützen entdeckt wurden.

Der Flüchtige soll am Donnerstagabend neben seinem sechs Jahre alten Sohn den neuen Lebensgefährten seiner Ex-Frau (34) und dessen Cousine (29) erschossen haben. Der getötete Junge war erst wenige Stunden vor der Tat eingeschult worden. Seine Mutter, die Ex-Frau des mutmaßlichen Täters, konnte zu einer Nachbarin fliehen. Ein drei Jahre altes Mädchen versteckte sich und blieb unverletzt. Ein weiterer Besucher war während der Tat Getränke holen und blieb so verschont. In welchem Verwandtschaftsverhältnis sie zu den Beteiligten steht, sagte die Polizei zunächst nicht.

Bislang sei eine dreistellige Zahl von Hinweisen zu dem Kroaten und dem Verbrechen vom vergangenen Donnerstagabend eingegangen, hieß es von der Polizei. Sie geht von einer Beziehungstat aus. Berichte verschiedener Medien, der Mann sei Soldat gewesen, bestätigte die Polizei nicht. Seine Ex-Frau sei an einem sicheren Ort und werde rund um die Uhr bewacht, hieß es weiter. Auch die Dreijährige sei wohlauf.

An der Grundschule, wo der getötete Junge kurz zuvor eingeschult worden war, herrschte große Betroffenheit, wie Schulleiter Rainer Kropp-Kurta sagte. Zeitnah solle eine Schülervollversammlung einberufen werden, um des Kindes mit einer Schweigeminute zu gedenken.

Der mutmaßliche Täter soll bisherigen Erkenntnissen zufolge mit einer sogenannten Langwaffe geschossen haben, „einer kriegswaffenähnlichen Waffe, wie sie während des Bosnienkrieges verwendet worden sein könnte“, sagte der Polizeisprecher. Mehrere Patronen wurden sichergestellt, konnten aber noch nicht definitiv einem Waffentyp zugeordnet werden. Der Gesuchte war unter anderem wegen Körperverletzung polizeibekannt. Ob er seine Ex-Frau bedroht hatte, wie der „Schwarzwälder Bote“ berichtet hatte, oder gar ein Annäherungsverbot bestand, werde laut Polizei noch geprüft.