Suhrkamp-Bevollmächtigter: Gesellschafter an einen Tisch
Berlin (dpa) - Der neue Suhrkamp-Generalbevollmächtigte Frank Kebekus will vor einem Umbau des finanziell angeschlagenen Verlags die beiden zerstrittenen Gesellschafter an einen Tisch holen.
„Ich würde mir wünschen, dass die Gesellschafter die Streitigkeiten beiseitelegen und sich im Konsens in die Restrukturierung einbringen“, sagte der Düsseldorfer Insolvenzanwalt am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Sollte das nicht möglich sein, gebe das Insolvenzrecht eine Chance, „das eine oder andere durchzusteuern“.
Dabei schließe er eine neue Rechtsform oder einen weiteren Gesellschafter für den Verlag nicht aus. „Zunächst versuchen wir alle mitzunehmen, wenn das nicht gelingt, müssen wir mal gucken.“ Auch ein dritter Partner könnte eine Option sein.
Der renommierte Verlag hatte am Montag ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg beantragt. Kebekus wurde von der Verlagsgeschäftsführung zum Generalbevollmächtigten berufen. Suhrkamp muss nach einem Gerichtsurteil 2,2 Millionen Euro als Gewinnausschüttung an den Minderheitsgesellschafter Hans Barlach auszahlen. Mit dem Schutzschirm wird die Auszahlungspflicht zunächst ausgesetzt. Die von der Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz angeführte Familienstiftung und Barlach streiten seit Jahren über die Führung des Traditionshauses.
Der frühere Kulturstaatsminister Michael Naumann nannte den von Suhrkamp beantragten Schutzschirm den richtigen Weg zur Stabilisierung des Verlags. Das Verfahren werde die Konsequenz der von Barlach geführten Prozesse gegen die Geschäftsführung sichtbar machen, sagte Naumann im „Deutschlandradio“.
Kebekus, der nun die Geschäfte bei Suhrkamp führt, betonte, dass der Verlag auch nach dem Umbau an seinem Profil festhalten werde. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass etwa ganze Bücherreihen eingestellt oder Autorenrechte verkauft werden müssten. „Wir gehen davon aus, dass wir nach der Restrukturierung einen finanziell und rechtlich gut aufgestellten Suhrkamp Verlag haben. An der inhaltlichen Gestaltung wird sich nichts ändern“, sagte Kebekus.