Täter erstickt Kardelen 30 Meter von ihrem Zuhause entfernt
Ermittler fanden eindeutige Spuren im Haus des Nachbarn. Der Verdächtige wird international gesucht.
Paderborn. Im Mordfall Kardelen werden immer neue Details des Verbrechens bekannt. Jetzt sind sich die Ermittler sicher, dass die Achtjährige aus Paderborn bereits in der Mietwohnung ihres türkischen Nachbarn Ali Kur missbraucht und erstickt wurde. Nur rund 30 Meter von zu Hause entfernt. "Wir haben in der Wohnung des Beschuldigten DNA des Mädchens gefunden", sagte am Donnerstag der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Horst Rürup. "Nunmehr steht fest, dass es sich bei der Wohnung auch um den Tatort handelt."
Rürups Behörde steht in engem Kontakt mit der türkischen Polizei. Denn der flüchtige mutmaßliche Mörder Ali Kur wird in der Region von Izmir vermutet. Auch dort berichteten die Zeitungen groß, dass der Mann auf dem Fahndungsfoto das Mädchen mit den langen braunen Haaren getötet und in einem Wald versteckt haben soll. Kur werde auf der Flucht nicht lange unerkannt bleiben, sagte Rürup.
Für den Fall, dass Ali Kur in der Türkei gefasst wird, rechnen die Staatsanwälte allerdings nicht mit seiner Auslieferung nach Deutschland. Die türkischen Behörden hätten bereits signalisiert, dass sie im Falle einer Festnahme planten, ein eigenes Strafverfahren. "Wir werden das selbstverständlich respektieren", sagte der Sprecher. In der Türkei steht auf ein solches Verbrechen eine lebenslange Haft. Die Todesstrafe wurde abgeschafft.
Beamte in der westtürkischen Stadt Aydin haben die Suche nach dem 29-Jährigen aufgenommen. In Aydin lebt der Vater von Kur. "Es steht fest, dass der Tatverdächtige mehrere Tage bei Verwandten verbracht hat." Ali Kur ist nach Zeugenaussagen kurz nach der Tat von einem Bekannten, der nichts von der Tat ahnte, zum Flughafen Köln-Bonn gebracht worden, von wo Kur aus nach Izmir in die Westtürkei flog. Ein Polizeisprecher betonte, dass man noch nicht sicher wisse, ob er sich derzeit tatsächlich noch in der Türkei aufhalte oder weiter gereist sei.