Tansania trauert um Opfer der Fährkatastrophe

Johannesburg (dpa) - Tansania trauert: Beim Untergang einer Fähre vor der Urlaubsinsel Sansibar sind mindestens 200 Menschen ums Leben gekommen. Das teilten die Regierung des ostafrikanischen Landes und das Rote Kreuz mit.

Dutzende Menschen wurden noch vermisst, für sie gibt es kaum noch Hoffnung.

Die „MV Spice Islander“ war am Samstag gesunken. Angehörige der Toten mussten am Sonntag die geborgenen Leichen identifizieren. An Bord waren deutlich mehr als die zugelassenen 650 Passagiere, die Zahl der Toten könnte noch steigen.

579 Menschen seien gerettet worden, berichtete der US-Nachrichtensender CNN unter Berufung auf Sansibars Staatsminister Mohammed Aboud. Unter ihnen Babys und Kleinkinder, die allein im Wasser trieben. „Es war furchtbar. Die Leute schrien im Dunkeln und riefen um Hilfe“, sagte die siebenjährige Aisha Mohammed, eines der geretteten Kinder. Die Helfer nutzten alle verfügbaren Transportmittel. Fischer und Ferienresorts auf Sansibar stellten ihre Motorboote und auch Tauchausrüstungen zur Verfügung.

Ersten Untersuchungsergebnissen zufolge war vermutlich die Besatzung für die Tragödie verantwortlich. Sicherheitsvorschriften wurden ignoriert, sagte der Chef der Rettungskräfte, Hussein Mohamed, der tansanischen Tageszeitung „The Citizen“. „Die Fähre war überfüllt und mit Fracht überladen. Sie begann am Heck zu sinken, dort drang Wasser ein“.

Im Meer trieben immer noch Leichen, sagten Rot-Kreuz Helfer der Nachrichtenagentur dpa. Auch im Wrack sollen noch Tote sein. Aufgrund der starken Strömung am Unglücksort können manche der Opfer vielleicht nie geborgen werden. Helfer brachten die meisten Leichen, die aus dem Meer gezogen oder an den Stränden angespült wurden, zunächst auf einen Fußballplatz. Dort wurden sie in Reihen getrennt nach Männern, Frauen und Kindern abgelegt, damit Angehörige sie identifizieren konnten.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat „nach bisherigen Erkenntnissen“ keine Hinweise auf deutsche Opfer. „Die deutsche Botschaft in Daressalam ist mit Hochdruck um Aufklärung bemüht“, teilte das Außenministerium am Samstag mit. Doch vermutlich waren keine Ausländer an Bord, wie lokale Medien berichteten.

Die 60 Meter lange Fähre, die 1967 in Griechenland gebaut wurde, war zwischen Sansibars Hauptinsel Unguja und dem benachbarten Pemba unterwegs, als sie am Samstag kurz nach Mitternacht an einer tiefen Stelle mit starker Strömung sank. Der Archipel gehört zu Tansania, hat aber eine gewisse Autonomie.

Die Regierung ordnete eine Untersuchung an. Präsident Jakaya Kikwete sagte eine geplante Reise nach Kanada ab. Der Untergang der „Spice Islander“ ist das schwerste Schiffsunglück in der Geschichte Sansibars und das zweitschwerste Tansanias, berichteten örtliche Medien. Nur der Untergang der „MV Bukoba“ im Viktoriasee im Jahr 1996 forderte mehr Opfer: Damals starben 894 Menschen.