Tatort: So lustig wie das Münster-Duo
Die ARD schickt seit Monaten neue Ermittlerteams ins Rennen. Nun wird bereits das zweite Duo für Thüringen angekündigt.
Berlin. Ein Blick auf die Landkarte verrät: Ganz Deutschland ist kriminell unterwandert. Ganz Deutschland? Nein, es klaffen noch kleine Lücken, denn der ARD-„Tatort“ hat sein ungebremstes Wachstum noch nicht in alle Regionen fortgesetzt. Im Emsland könnte durchaus ein Ermittlerteam ein paar Leichen bergen, in dem Dreieck zwischen Paderborn, Kassel und Halle (Saale) gäbe es bestimmt einen Grund zu morden. Vielleicht noch im Südosten in der Zweitligastadt Aue oder in Cottbus?
Seit Mittwoch steht zumindest fest: Mit Weimar hat jetzt auch das Bundesland Thüringen seinen zweiten „Tatort“-Schauplatz, wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) bekanntgab. Dabei hat das erste Kommissar-Team in Erfurt noch gar nicht seinen Dienst angetreten. Und der Bayerische Rundfunk hat gerade erst vor kurzem bekanntgegeben, neben München noch ein Team in Franken zu installieren, ob Unter-, Mittel- oder Oberfranken — was dort ein wichtiger Unterschied ist — steht noch nicht fest. Ganz zu schweigen vom NDR, der zwei Neue in petto hat.
Durchatmen und sortieren ist für „Tatort“-Fans angesagt. Auffällig an der ARD-Strategie ist, zunehmend auf Prominenz bei seinen Ermittlern zu setzen. Til Schweiger (48) geht auf Verbrecherjagd für den NDR, Ulrich Tukur (55) für den Hessischen Rundfunk. Der Glamour soll Quote bringen. Und jetzt Christian Ulmen (37) und Nora Tschirner (31), prominentes filmisches Jungduo für den MDR in Weimar — immerhin ist der erste Thüringer „Tatort“ aus Erfurt mit relativ unbekannten Nachwuchsdarstellern besetzt.
Das Kalkül der ARD: Große Namen sollen auch verstärkt das jüngere Publikum aktivieren, das die öffentlich-rechtlichen Sender immer weniger einschaltet. Mit dem „Tatort“ erreicht die ARD zunehmend wieder Schichten von unter 50 Jahren, wie das vergangene Wochenende beweist: Beim Publikum zwischen 14 und 49 Jahren war der Stuttgarter „Tatort“ mit 20,2 Prozent Marktanteil Sieger zur Hauptabendzeit vor RTL und ProSieben.
Auch Ulmen und Tschirner, früher Moderatoren beim Musiksender MTV, könnten jüngeres Publikum anlocken. Allerdings plant der MDR nach eigenen Angaben zunächst nur für einen Weihnachtskrimi aus Weimar. Bislang sei der „Tatort“ aus Weimar als einmalige Sonderausgabe geplant, teilte der MDR mit.
Der „Tatort“ aus Weimar wird als „Event-Tatort“ angekündigt. Zugleich ist eine Fortsetzung nicht ausgeschlossen. „Wir produzieren jetzt erst mal für das Jahresende 2013 und freuen uns sehr auf die Premiere“, sagte MDR-Fernsehdirektor Wolf-Dieter Jacobi.
Wie schon die Ermittler der Folgen aus Münster (Axel Prahl und Jan Josef Liefers/WDR) sollen auch die Weimarer eine „humorvolle Note“ bekommen. Wie sie genau agieren, sei jedoch noch nicht klar, sagte eine MDR-Sprecherin. „Die Drehbücher werden erst noch geschrieben.“
Die Umsetzung des Weihnachts-„Tatorts“ soll 2013 beginnen. Die Finanzierung und den Sendeplatz rund um die Feiertage 2013 sicherte Jacobi zusammen mit Degeto-Chefin Christine Strobl und ARD-Programmdirektor Volker Herres ab.