Terroranschlag in Barcelona mit vielen Toten - Verdächtiger in Haft
Ein Lieferwagen rast in Barcelona in eine Menschenmenge. Die Polizei spricht von einem Terroranschlag. Die Hintergründe der Tat sind zunächst unklar.
Barcelona. Bei einem Terroranschlag mit einem Lieferwagen sind auf Barcelonas berühmter Flaniermeile Las Ramblas mindestens 13 Menschen getötet worden. Weitere 50 Menschen wurden verletzt, wie der katalanische Innenminister Joaquim Forn am Donnerstagabend mitteilte. Ein Verdächtiger wurde nach Polizeiangaben noch am Abend verhaftet. Laut einer Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin gibt es noch keine Erkenntnisse dazu, ob Deutsche unter den Opfern sind.
Die Behörden bestätigten, dass es sich um einen Terroranschlag gehandelt habe. Demnach war ein Lieferwagen im Zentrum der Stadt in eine Menschenmenge gerast. Details zu den Hintergründen des Terrorakts waren zunächst unklar. Innenminister Forn sagte, zu dem Anschlag habe sich zunächst niemand bekannt.
Die auf dschihadistische Propaganda spezialisierte Site Intelligence Group berichtete, dass Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in sozialen Netzwerken den Anschlag ähnlich feierten wie seinerzeit die Attacke in Manchester. Sie veröffentlichten Fotos, frühere Warnungen und Lobeshymnen. Allerdings habe sich die IS-Terrormiliz bislang nicht offiziell bekannt. Die Ausführung aber erinnere an andere vom IS inspirierte Anschläge und Instruktionen.
Bei dem Festgenommenen handelt es sich nach Medienberichten um einen Mann, der in einer Stadt nördlich von Barcelona gemeldet sei. Er komme aus Marseille und habe nordafrikanische Wurzeln, berichteten die katalanische Zeitung „La Vanguardia“ und das staatliche Fernsehen TVE unter Berufung auf Polizeikreise. Es werde nach zwei weiteren Verdächtigen gefahndet. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.
Fotos aus Barcelona zeigten Leichen am Straßenrand. Augenzeugen berichteten, das Fahrzeug sei mit hohem Tempo auf die Promenade im Zentrum der Stadt gefahren. Ein Tourist sagte, das Fahrzeug sei Zickzack gefahren, „um ein Maximum an Fußgängern zu erwischen“. Berichten zufolge liefen Menschen panisch über die Straßen.
Viele Menschen hätten geschrien und sich in Hauseingängen wie Geschäften in Sicherheit gebracht, berichteten Augenzeugen. Ein deutscher Tourist sagte, es sei wie in einer „Kriegszone“ gewesen. „Polizisten mit Maschinengewehren und Gewehren im Anschlag kamen in der Straße auf mich zugerannt.“ Der Verkehr im Zentrum der Stadt sei zusammengebrochen. Die Geschäfte auf der Flaniermeile hätten geschlossen und ihre Fensterläden heruntergelassen.
Augenzeugen sprachen im staatlichen spanischen Fernsehen von einem Einzeltäter, der Anfang 20 gewesen sein soll. Der weiße Lieferwagen sei ungebremst mit etwa 80 Stundenkilometern in die Menge gerast. Der Fahrer des Lieferwagens soll ein Mann von etwa 1,70 Meter Größe gewesen sein und ein weißes Hemd mit blauen Streifen getragen haben, wie die Zeitung „El Periódico de Catalunya“ berichtete. Ob es sich bei dem von der Polizei festgenommenen Mann um den Fahrer des Lieferwagens gehandelt habe, blieb zunächst offen.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort und forderte die Bevölkerung auf, die Region zu meiden. Die betroffene Gegend wurde weiträumig abgesperrt. Zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Naheliegende U-Bahn-Stationen und andere öffentliche Verkehrsmittel seien geschlossen worden, hieß es.
Politiker weltweit reagierten geschockt und betroffen. Die Bundesregierung zeigte sich erschüttert. „In tiefer Trauer sind wir bei den Opfern des widerwärtigen Anschlags in Barcelona“, schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert auf Twitter. Man stehe in Solidarität und Freundschaft an der Seite der Spanier.
„Bin tief erschüttert über Nachrichten aus Barcelona. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Freunden und Angehörigen“, teilte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) mit. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sprach von einem „feigen Anschlag auf unsere Werte“. „Erneut hat der Terror seine hässliche Fratze gezeigt“, sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) nach Angaben seines Ministeriums.
US-Präsident Donald Trump sagte, man werde alles tun, was nötig sei, um zu helfen. „Seid zäh und stark, wir lieben Euch!“ schrieb Trump. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg äußerte: „Wir stehen vereint im Kampf gegen den Terrorismus.“ Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte: „All meine Gedanken und die Solidarität Frankreichs für die Opfer der tragischen Attacke in Barcelona. Wir bleiben vereint und entschlossen.“ EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani bekannte, die EU sei vereint in der Verteidigung des Friedens.
Das Auswärtige Amt aktualisierte seine Sicherheitshinweise für Spanien: „Reisenden wird geraten, den Bereich weiträumig zu meiden, den Anweisungen der Sicherheitskräfte Folge zu leisten und sich über die lokalen Medien zu informieren“, teilte das Auswärtige Amt mit.
Der bisher blutigste Terroranschlag in Spanien ereignete sich am 11. März 2004. Damals hatten islamistische Attentäter in Madrid Bomben in Pendlerzügen gezündet und 191 Menschen getötet. Rund 1500 weitere wurden verletzt.
Seit vergangenem Sommer war es in Europa wiederholt zu Anschlägen mit Fahrzeugen gekommen. Im Juli 2016 raste ein Attentäter mit einem Lkw auf dem Strandboulevard von Nizza in eine Menschenmenge. 86 Menschen starben. Beim Anschlag mit einem gekaperten Laster auf den Berliner Weihnachtsmarkt wurden im Dezember 2016 zwölf Menschen getötet. Im Frühjahr 2017 gab es zudem tödliche Attacken mit Fahrzeugen in London und Stockholm. dpa