Bestattung Tier und Mensch dürfen in ein Grab
Die Friedhöfe „Unser Hafen“ bieten Gräber, in die der Verstorbene sein totes Haustier mitnehmen darf.
Essen. Sogar der Tod kann die meisten Paare nicht trennen. Egal ob Urne oder Grab, vielen tut es gut zu wissen, dass der Liebste an der Seite ruhen wird. Was aber, wenn der beste Freund vier Pfoten oder gar Federn hat? Die Deutsche Friedhofsgesellschaft bietet nun erstmalig in Deutschland eine gemeinsame Bestattung von Menschen und Tieren an.
In Juni eröffnen in Braubach, nahe Koblenz, und in Essen die Friedhöfe „Unser Hafen“. Angeboten werden auf jeweils rund 1000 Quadratmetern ausschließlich Urnengräber. Die Kunden können zwischen Familien- und Freundschaftsgräbern wählen. Bei den Familiengräbern können sich Angehörige um die Pflege kümmern. Bei Freundschaftsgräbern, die in einem Gräberfeld liegen, übernehmen das die Friedhofsgärtner. Die entscheidende Gemeinsamkeit: Bei beiden Grabarten können die Haustiere mitbeerdigt werden. Bis zu zwölf Urnen sind möglich — unabhängig davon, ob deren Inhalt menschlicher oder tierischer Natur ist.
„Das Familiengrab ist mit einem klassischen Wahlgrab vergleichbar“, erläutert Wilhelm Brandt von der Deutschen Friedhofsgesellschaft. Der Kunde könne sich bereits zu Lebzeiten die gewünschte Fläche auf den Friedhöfen aussuchen und gestalten. 2300 Euro kostet in Essen ein Grab für 25 Jahre. Für jede weitere Beisetzung, für die das Grab wieder geöffnet und geschlossen werden muss, kommen 330 Euro hinzu. Brandt: „Das sind keine Kosten aus dem Luxussegment, die Preise sind für diese Leistungen bei konventionellen Friedhöfen ähnlich.“
Die Idee der gemeinsamen Bestattung von Mensch und Tier ist aufgrund der Nachfrage entstanden. Judith Könsgen wurde immer wieder angesprochen, ob es ein solches Modell gebe. „Nun haben wir uns entschlossen, diesen ungewöhnlichen Schritt zu gehen“, sagt die Friedhofsverwalterin. Wenn sich Könsgens Eindruck bestätigt und tatsächlich viele Menschen Interesse an einer solchen Bestattung zeigen, werde man auch noch weitere Standorte in Deutschland erschließen.
Mensch und Tier auch nach dem Tod vereint — was für den einen abenteuerlich klingen mag, ist für den anderen ein längst überfälliger Schritt. „Bei Seebestattungen werden öfters Verstorbene gemeinsam mit ihren Haustieren verstreut“, weiß Kai Lociks, der ein Bestattungsunternehmen in Lübeck führt. „Warum sollten sie also nicht auch in der Erde gemeinsam ruhen?“ Als Vorsitzender des Verbandes unabhängiger Bestatter ist er überzeugt: „Jeder darf sein Leben individuell gestalten. Da sollte der Tod nicht von ausgeschlossen sein.“
Über den Zuspruch aus den eigenen Reihen freut sich Wilhelm Brandt. „Nachdem wir unsere Idee publik gemacht haben, gab es keine negative Rückmeldung“, berichtet er. Die Bestatter würden sich freuen, ihren Kunden eine weitere Option anbieten zu können. Auch vonseiten der Kirchen habe es bisher keine Kritik gegeben. Brandt ist überzeugt, dass diese Möglichkeit für manchen sehr tröstlich sein wird. „Viele ältere Menschen haben nur noch ihr Tier und wollen auch nach dem Leben nicht ohne es sein.“