Tod am Alexanderplatz: Schläger belasten sich gegenseitig
Im Prozess um den Tod von Jonny K. aus Berlin reden die Angeklagten zwar — für die Tat verantwortlich will aber niemand sein.
Berlin. Zum Auftakt des Prozesses um eine tödliche Prügelattacke in der Nähe des Berliner Alexanderplatzes haben die Angeklagten Tritte und Schläge eingeräumt. Zugleich bestritten sie am Montag vor dem Berliner Landgericht Schuld am Tod von Jonny K. und belasteten sich zum Teil gegenseitig. Der Fall hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. „Ich habe ihn weder geschlagen noch getreten“, hieß es in der Erklärung des 19-jährigen Onur U., die sein Anwalt Axel Weimann vor dem Landgericht verlas. Er habe mit dem Tod des 20-Jährigen nichts zu tun, die anderen wollten alles auf ihn schieben.
Laut Staatsanwaltschaft soll der 19-Jährige, der monatelang in der Türkei untergetaucht war, den Angriff provoziert haben. Dabei wurde auch ein Freund von Jonny K. schwer am Kopf verletzt. Onur U. hatte sich erst nach juristischem Tauziehen gestellt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich persönlich bei den türkischen Behörden eingeschaltet.
Jonny K. war laut Anklage in der Nacht zum 14. Oktober 2012 mit wuchtigen Schlägen sowie Tritten vor den Rathauspassagen grundlos so heftig attackiert worden, dass er stürzte und auf dem Pflaster aufprallte. Einen Tag später starb er an Gehirnblutungen. Ein 24-jähriger Angeklagter soll laut Staatsanwaltschaft Jonny K. gegen den Kopf getreten haben, als dieser reglos am Boden lag.
Der Mann, der ebenfalls erst in die Türkei geflüchtet war, erklärte: „Ich habe schweres Leid über die Familie gebracht.“ Er habe Jonny gegen einen Oberschenkel getreten. Der Anwalt sagte am Rande, das Verhalten aller Sechs sei nicht nachvollziehbar. „Es gab keinen Plan.“
Vier der sechs Männer zwischen 19 und 24 Jahren wird gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen, zwei müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Da kein Tötungsvorsatz nachgewiesen werden konnte, sei eine Mordanklage laut Staatsanwaltschaft nicht infrage gekommen.