Dehydriert Trauer im Berliner Tierpark - Eisbärenjunges ist tot
Berlin (dpa) - Eine traurige Nachricht für Berlins Tierfreunde: Das Eisbärenjunge im Tierpark ist knapp einen Monat nach seiner Geburt gestorben. „Es hat 12 bis 15 Stunden lang zu wenig Milch bekommen und ist dann hinweggeschlafen“, sagte Tierpark-Direktor Andreas Knieriem am Dienstagnachmittag.
Er hatte das Jungtier mit obduziert.
Das Eisbären-Weibchen sei ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr dehydriert.
Warum das 26 Tage alte Tier nicht mehr trank, sei noch unklar. Bei weiteren Untersuchungen soll es um mögliche Infektionen gehen. „Es gab weder Blutungen oder Quetschungen noch Organveränderungen“, erklärte Knieriem. Es sei auch kein Fehler der Eisbärenmutter zu erkennen. „Man kann mit allen Jungtieren Glück und Pech haben“, fügte der Tierpark-Direktor hinzu. Der plötzliche Tod der kleinen Eisbärin habe ihn sehr traurig gemacht. „Nach fast einem Monat hatten wir Hoffnung.“
Der Berliner Tierschutzverein kritisierte am Dienstag die Eisbärenzucht in Zoos als „Sackgasse“. Dass mehr als 60 Prozent der Jungtiere in deutschen Zoos in den vergangenen Jahren nur wenige Wochen alt geworden seien, spreche nicht für eine artgerechte Haltung.
Knieriem widersprach: Der Tod sei bitter, aber wie bei der Aufzucht von anderen Tierarten könne in Zoos - wie in der Natur auch - viel passieren. Berlin habe Glück mit Panzernashörnern gehabt - aber Pech mit Eisbären. Fehler bei der Haltung sehe er nicht.
Es gebe auch keine Anzeichen dafür, dass die achtjährige Eisbärenmutter Tonja und ihr sechsjähriger Partner Wolodja - beide im besten Eltern-Alter - genetisch nicht miteinander harmonierten. Deshalb sollen sie sich auch erneut paaren.
Tonja hat bereits zum zweiten Mal hintereinander ihren Nachwuchs verloren. Im vergangenen Jahr war der kleine Eisbär Fritz als erster Wurf im Alter von vier Monaten plötzlich gestorben.
Über die Überwachungskameras sei nicht zu sehen gewesen, dass das Junge zu wenig trinke, so Knieriem. Der Tierpark wollte das Junge bewusst nicht mit der Hand aufziehen, sondern der Natur ihren Lauf lassen.
Wie im vergangenen Jahr hatte der Tierpark den Eisbären-Geburtstag am 7. Dezember öffentlich gemacht. Die Begeisterung nach der Geburt war groß gewesen - fast zehn Jahre nach der Euphorie um Eisbär Knut aus dem Zoo in West-Berlin. „Wir wussten, dass die Jungtiersterblichkeit in den ersten Wochen sehr hoch ist, dennoch sind wir deprimiert und es macht uns traurig“, sagte Eisbären-Kurator Florian Sicks. Eisbären kommen sehr unreif auf die Welt, auch das macht das Sterblichkeitsrisiko so hoch.